_ Bei aller Belastung, die unser Beruf mit sich bringt — vom Schlafmangel wegen der Dienste über Ärger wegen Bürokratie oder Regresssorgen bis hin zur ewigen Hektik durch überfüllte Sprechzimmer und unzufriedene Patienten — gibt es doch auch immer wieder mal schöne Momente. Wenn wir jemandem helfen können und dieser das auch noch anerkennt.

So bedankte sich neulich eine Patientin, die ich durch eine Reihe von Gesprächen während einer langwierigen Erkrankung und einer darauf folgenden beruflichen Krise und Neuorientierung begleitet hatte. Sie lobte mein Zuhören und meinte, das Reden bei mir hätte ihr sehr geholfen. Sie fühle sich bei mir immer sehr gut aufgehoben, was auch daran liege, dass ich ihrer Mutter sehr ähnlich sähe.

Über dieses Lob hätte ich mich ohne Hintergedanken freuen können, aber einen Wermutstropfen gab es dabei für mich schon: Die Patientin war in meinem Alter. So konnte ich es nicht ganz vermeiden zu grübeln, ob ich durch den Berufsstress tatsächlich schon so vorgealtert aussehe.

Nun ja, schließlich entschied ich mich lieber dafür anzunehmen, dass sie eine jüngere Version ihrer Mutter in lebendiger Erinnerung behalten hatte.