Die wahnwitzige Punktewelt des EBM

Helmut Walbert Allgemeinarzt, Medizinjournalist und Betriebswirt Medizin

Nur Bares ist Wahres? Ach, es wäre so schön...

© izusek / Getty Images / iStock

? Dr. G. Z., Allgemeinarzt: Ich bin neu niedergelassen und habe mir einmal den EBM vorgenommen. Ich bin verwirrt, weil ich dort als Leistungsbewertung keine Euro-Angaben finde — nur Punkte! Wie kann ich überhaupt wissen, was ich für eine Leistung bekomme?

! MMW-Experte Walbert: Willkommen in der hyperkomplizierten Welt des EBM! Hier rechnen wir in Punkten, nicht in Euro. Der Punktwert ist variabel und hängt von der Zahl der niedergelassenen Ärzte, der zur Verfügung stehenden Geldsumme und der Summe aller abgerechneten Leistungen ab. Die KBV handelt auf Bundesebene jedes Jahr aufs neue einen sogenannten Orientierungspunktwert (OPW) mit den gesetzlichen Krankenkassen aus.

Der OPW ist für 2017 von rund 10,27 auf 10,44 Cent gestiegen. Das bringt Ärzten und Psychotherapeuten bundesweit ein Umsatzplus von rund 550 Millionen Euro ein. Die KBV ist unzufrieden mit der Steigerung von 1,6%, sie hatte 2,6% gefordert.

Doch jetzt wird es erst richtig lustig: Sie können nicht einfach mit dem OPW rechnen. Der dient nämlich nur als Grundlage für Ihre KV, damit sie auf Landesebene unter zusätzlicher Berücksichtigung der regionalen Morbiditätsentwicklung eine morbiditätsbezogene Euro-Gebührenordnung in Euro und Cent herausgegeben. In dieser finden Sie die für das laufende Jahr bei Ihnen vereinbarte Euro-Bewertung.

Es ist ein System mit tausend Stellschrauben über das die älteren Kollegen bereits seit Jahrzehnten stöhnen.