_ Im Dienst wurde ich zu einer Leichenschau gerufen. Dort erwartete mich der Neffe der Verstorbenen. Er stellte mich zunächst dem Ehemann vor, den er als „hochgradig“ dement beschrieb. Prompt sagte der Ehemann zu mir: „Frau Doktor, darf ich Ihnen meinen Bruder vorstellen?“

Ich setzte mich mit den beiden Männern zum Ausfüllen der Formulare zusammen. Auch eine Schwester des ambulanten Pflegedienstes war dabei. Alle wollten mir Auskunft geben, aber keiner wusste die Adresse des langjährigen Hausarztes der Verstorbenen. Neffe und Pflegerin sagten zwar, dass die Praxis gleich um die Ecke sei, aber auf den Straßennamen kamen sie nicht.

So fragte ich einfach mal den „hochgradig dementen“ Ehemann — und bekam spontan die Antwort: „Der Herr Doktor hat doch die Praxis in der Danzigerstraße!“ Wir waren perplex.