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Bronzeabguss der rechten Hand Niccolò Paganinis (1782–1840).

© J. Gold

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Porträt des Geigers von Georg Friedrich Kersting, fertiggestellt 1832.

© Fine Art Images / Heritage-Images / picture alliance

_ Stets kann man aus den Händen eine Geschichte über den Patienten lesen — gerade wenn es sich um berühmte Hände handelt, deren Werk die Zeiten überdauert. So ist es auch mit dem hier erstmalig gezeigten Original-Bronzeabguss der bogenführenden rechten Hand von Niccolò Paganini. Der berühmte italienische „Teufelsgeiger“ starb am 27. Mai 1840 im Alter von 58 Jahren in Nizza. Der Abguss wurde vermutlich unmittelbar postmortal angefertigt. Er befindet sich heute im Privatbesitz des internationalen Violinvirtuosen Joseph Gold im kalifornischen Piedmont.

Bereits 2014 hatten wir die Gelegenheit, eine Kopie des Abgusses aus dem gleichem Privatbesitz zu untersuchen. Damals berichteten wir über Hinweise auf ein Marfan-Syndrom mit auffälliger anatomischer Disposition [1]. Paganini hatte offensichtlich schmale, für die damalige Zeit normal lange Finger, wogegen die Handteller im Verhältnis sehr klein ausfielen.

Am Original-Abguss kann man die muskuloskelettalen Pathologien noch wesentlich besser erkennen. Deutlich hervortretende Sehnen, Muskelatrophien und eine gelockerte Haut fallen ebenso auf wie die teilweise gekrümmten Finger und eine Kontraktur des Ringfingers. Die erkennbaren Gelenkauftreibungen passen zu arthrotischen Veränderungen, wie sie bei professionellen Musikern frühzeitig auftreten und Beschwerden verursachen können.

Wir können heute nur noch darüber spekulieren, ob die mit einem Marfan-Syndrom einhergehende Hyperflexibilität der Gelenke eventuell sogar die Ursache der arthrotischen Veränderungen war. Auch lässt sich leider nicht mehr sagen, ob die für das Violinspiel des großen Meisters bedeutsamere linke Hand ähnlich verändert oder überhaupt noch vollständig einsatzfähig war.