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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Schwankungen der Wirtschaftslage und die Zunahme von Zeitverträgen haben die Arbeitsplätze unsicherer gemacht. Das hat soziale und psychische Folgen, und es gibt Daten über das gehäufte Auftreten von kardiovaskulären Risikofaktoren wie Hyperlipidämie und Gewichtszunahme. Die Auswirkungen auf die diabetische Stoffwechsellage wurden bislang nicht untersucht.

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Unsichere Zeitarbeit: ein Diabetes-Risikofaktor.

© Mordolff / Getty Images / iStock

Daher wurden nun 19 Studien ausgewertet, in denen 140.825 Probanden aus Australien, Europa und den USA nach der persönlich empfundenen Sicherheit ihres Arbeitsplatzes befragt wurden. In der Metaanalyse wurden die Teilnehmer in die Kategorien „sicherer Job“ und „unsicherer Job“ eingeteilt.

Im Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 9,4 Jahren traten 3.954 neue Diabetesfälle auf. Die Diagnose wurde je nach Studie der Krankengeschichte oder einem Register entnommen, stützte sich auf Glukosebelastungstests, die ICD-10-Definition oder nur auf Aussagen der Probanden. Da das mittlere Alter der Teilnehmer bei 42 Jahren lag, dürften beide Diabetestypen vertreten gewesen sein.

Wenn nur Alter und Geschlecht als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt wurden, war die Diabetesinzidenz bei Jobunsicherheit um 19% erhöht. Rechnete man weitere Faktoren wie sozioökonomischer Status, Übergewicht, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum und Rauchen ein, sank die Risikoerhöhung auf 12%. Konzentrierte man sich auf methodisch hochwertige Studien, lag die Risikosteigerung allerdings auch hier bei 19%.

KOMMENTAR

Es leuchtet ein, dass die ständige Sorge um den Arbeitsplatz psychische und physische Folgen verursacht, die Zufriedenheit mit dem Leben mindert, soziale Kontakte beeinträchtigt und die Lebensweise verändert. Es ist auch nicht verwunderlich, dass diese Veränderungen gesundheitsschädlich und diabetogen sind. Das Ergebnis hat auch nach Adjustierung für bekannte Einflussfaktoren Bestand. Der Pathomechanismus, der das Diabetesrisiko bei Jobunsicherheit erhöht, bleibt indes unklar. Eine Stresskomponente erscheint möglich.