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Prof. Dr. Erika Baum

_ Obwohl Union und SPD den Masterplan Medizinstudium 2020 als Ziel im Koalitionsvertrag festgeschrieben hatten, wäre die Reform beinahe in den Mühlen des Föderalismus stecken geblieben. Umso mehr bin ich nun erleichtert, dass sich vor der Bundestagswahl doch noch alle Beteiligten endlich auf das dringend notwendige Maßnahmenpaket einigen konnten.

Seit vielen Jahren setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) dafür ein, dass die Allgemeinmedizin im Studium und an den Universitäten aufgewertet wird. Die wachsende Zahl ordentlicher Lehrstühle und die zunehmende Begeisterung der Studierenden für unser Fach bestärken uns darin. Die Umsetzung des Masterplans ist der nächste, wegweisende Schritt, um die Absolventen besser auf die Bedingungen in der gesundheitlichen Versorgung vorzubereiten.

Vor allem das verpflichtende PJ-Quartal im ambulanten vertragsärztlichen Bereich — ein Kompromissvorschlag, den die DEGAM in die Debatte eingebracht hat — sowie die M3-Prüfung in der Allgemeinmedizin sind Meilensteine für die Positionierung des Fachs und werden dazu beitragen, dass das Medizinstudium insgesamt praxisrelevanter wird.

Dem Trend der „Ambulantisierung“ der Medizin muss auch in der Ausbildung Rechnung getragen werden. Wir sind überzeugt, dass sich wieder mehr Studierende für den Hausarztberuf entscheiden, wenn sie sich intensiver mit dem Fach Allgemeinmedizin auseinandergesetzt haben. Denn: Aktuell entscheiden sich nur rund 10% der Studierenden für eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Um den Bedarf zu decken, müssten es jedoch mindestens doppelt so viele sein.

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Mit dem Masterplan steigt der Stellenwert der ambulanten Praxen im Medizinstudium.

© sturti / Getty Images / iStrock

Nur ein Etappenziel ist erreicht

Der Masterplan wird die Qualität des Studiums wesentlich verbessern und die Ausbildung erheblich breiter und praxisnäher machen. Das gilt besonders für die unter Punkt 3 vorgesehenen Maßnahmen zur Stärkung der Allgemeinmedizin in der Ausbildung (siehe Kasten). Hervorzuheben ist, dass künftig vermehrt ambulante Praxen in das Medizinstudium einbezogen werden und die Allgemeinmedizin gestärkt wird. Nur so kann die ärztliche Versorgung unserer Bevölkerung langfristig auf einem hohen Niveau und kosteneffektiv gesichert werden.

Die öffentliche Vorstellung des Masterplans war aber nur ein Etappenziel. Nun muss dringend die zügige Umsetzung folgen — und hier ist neben einer guten Kooperation aller Beteiligten v. a. eine nachhaltige Investition in die Zukunft gefordert. Wir erwarten deshalb auch, dass die Finanzierung zeitnah und sachgerecht geklärt wird.

Denn die Zeit drängt: Zunächst berät nun eine Expertenkommission, deren Beschlüsse dann in eine neue Approbationsordnung überführt werden. Erst wenn diese in Kraft tritt, dürften die neuen Regeln für Studienanfänger gelten. Realistisch betrachtet wird der Masterplan also frühestens 2024 die ersten Absolventen hervorbringen. Zeit zum Handeln!