_ In westlichen Ländern leiden ca. 15% der Allgemeinbevölkerung an chronischer Verstopfung. Laut der S2k-Leitlinie „Chronische Obstipation“ ist sie definiert als eine subjektiv unbefriedigende Stuhlentleerung, die seit mindestens drei Monaten besteht.

Zur Basisdiagnostik gehören eine umfassende Anamnese, die körperliche Untersuchung einschließlich der digital rektalen Untersuchung sowie die Erhebung des Stuhlprotokolls. Weiterhin können eine Labordiagnostik sowie spezielle gastroenterologische Untersuchungen notwendig werden.

Anhand der Diagnostik kann unterschieden werden zwischen der „slow-transit-constipation“, also einer verlängerter intestinalen Passagezeit, und der „Outlet-Obstruktion“, bei der es zu einer gestörten Entleerung des Rektums bei normaler Stuhlfrequenz kommt, erklärte Prof. Christoph Isbert, Chefarzt an der chirurgischen Klinik des evangelischen Amalie Sieveking-Krankenhauses in Hamburg. Darüber hinaus sollte differenzialdiagnostisch noch an ein Reizdarmsyndrom gedacht werden.

Therapie nach Stufenschema

Die Therapie der chronischen Obstipation erfolgt laut Leitlinie nach einem Stufenschema. Die erste Stufe beinhaltet Allgemeinmaßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung. Zu den weiteren Stufen gehören die medikamentöse Therapie, das Biofeedback und die anale Irrigation. Erst wenn diese konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind und der Patient weiterhin unter chronischer Obstipation leidet, kann eine chirurgische Therapie erwogen werden.

figure 1

Wenn nichts mehr geht, kann die Operation eine Lösung sein.

© id-work / Getty Images / iStock

Bei Outlet-Obstruktionen kommen laut Isbert transanale Staplerverfahren oder die ventrale Rektopexie zum Einsatz. Zur Behandlung einer schweren und therapierefraktären Slow-transit-constipation kann eine Kolonresektion erwogen werden.

Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass der Therapieerfolg nicht zu 100% garantiert werden kann. Dies ist laut Isbert u. a. dadurch bedingt, dass es oft schwierig ist, von einer morphologischen Auffälligkeit, die man operativ entfernen kann, auf die Funktion zu schließen. So treten bei manchen Patienten trotz morphologischer Auffälligkeiten keine Beschwerden auf, andersherum können Patienten ohne eine nachweisbare Veränderung stark beeinträchtigt sein.

Op.-Indikation in bestimmten Fällen nicht zu lange hinauszögern

Die Indikation zur Operation solle deswegen zwar einerseits sehr zurückhaltend gestellt werden, andererseits solle man in manchen Fällen die chirurgische Versorgung nicht allzu lange hinauszögern. Hier nannte Isbert das Beispiel einer 36-jährigen Patientin, die bereits seit Längerem anale Irrigationen durchführen musste. Diese Art der Therapie könne man einer jungen Patientin nicht lebenslang zumuten. „In solchen Fällen ist die Operation dann doch die bessere Variante“, betonte Isbert.