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Dr. med. N. Rakowsky Psychiatrie und Psychotherapie, Fliedner Klinik Berlin

_ Inzwischen gibt es einige überzeugende Ergebnisse hinsichtlich der Augmentation einer antidepressiven Medikation durch Nahrungsergänzungsmittel. Die erste systematische Literatursuche für die Jahre 1960–2015 förderte 40 geeignete Studien zutage. Alle Patienten litten an einer depressiven Störung, die einen Wert von mindestens 17 auf der Hamilton-Skala erreichte. Sie wurden über mindestens 21 Tage behandelt, in den Studienarmen waren mindestens zehn Probanden. Die Besserung der Depression wurde mit einer anerkannten klinischen Skala gemessen. Immerhin 31 der Studien waren randomisiert, kontrolliert und doppelblind.

Die besten Daten fanden sich zu Omega-3-Fettsäuren und Folsäure; hier konnten Metaanalysen erstellt werden. Von den elf Studien zu Omega-3-Fettsäure zeigten sechs einen Benefit, der jedoch nur in einem Fall statistisch signifikant war. Von den vier Studien zu Folsäure zeigten nur zwei einen Benefit, unter denen sich die mit 475 Probanden größte nicht befand.

Drei der vier Studien zu Methylfolat hatten ein signifikant positives Ergebnis. Das gleiche galt für drei der vier Studien zu S-Adenosylmethionin (SAM). Auch für Vitamin D fanden sich positive und signifikante Ergebnisse. Gemischte Ergebnisse liegen für Zink, Vitamin C, Tryptophan, Aminosäuren und Kreatin vor, während sich für Inositol keine Wirkungsnachweise fanden.

KOMMENTAR

Es handelt sich um den ersten systematischen Review der Literatur der vergangenen knapp 50 Jahre zu diesem Thema. Die Autoren folgern, dass die Augmentation einer antidepressiven Medikation mit SAM, Methylfolat, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D zu einer Reduktion depressiver Symptome führt. Die Suche nach geeigneten Substanzen ist verständlich: Nahrungsergänzungsmittel haben in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz, und die Verträglichkeit der untersuchten Substanzen ist generell gut. Für eine generelle Empfehlung sind aber noch weitere Untersuchungen erforderlich. Für eine Dosierungsempfehlung brauchen wir konkrete Grenzwerte von unbedenklichen Serumspiegeln.