figure 1

Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ In die ALLHAT-Studie wurden 22.180 Patienten im mittleren Altern von 70 Jahren mit milder bis mittelschwerer Hypertonie und kardiovaskulären Risikofaktoren aufgenommen. Sie wurden im Schnitt über 4,9 Jahre beobachtet. Von 16.622 Probanden konnten nach Studienende noch fünf Jahre lang weitere Daten registriert werden.

figure 2

Wenn sie Diuretika einnimmt, könnte sie Glück haben.

© michaelheim / stock.adobe.com

In der Studie erhielten die Patienten randomisiert 12,5–25 mg des Diuretikums Chlortalidon, 2,5–10 mg des Kalziumantagonisten Amlodipin oder 10–40 mg des ACE-Hemmers Lisinopril. Bei unzureichender Wirkung wurden auch andere Antihypertensiva verordnet.

338 Patienten wurden während der Hauptstudie mit Hüftgelenks- oder Beckenfrakturen stationär aufgenommen. Die Frakturrate lag nach Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren unter Chlortalidon stets niedriger — gegenüber Amlodipin/Lisinopril signifikant um 21%, gegenüber Lisinopril signifikant um 25% und gegenüber Amlodipin nicht signifikant um 18%. Auch in der Nachbeobachtungszeit und über die gesamte Zeit betrachtet waren die Frakturraten gegenüber den anderen Mitteln niedriger — wenn auch nicht signifikant.

KOMMENTAR

Aufgrund von Beobachtungsstudien wird schon lange eine Schutzwirkung der Diuretika vor Knochenfrakturen postuliert. Die jetzige Studie hat besonderes Gewicht wegen der großen Patientenzahl, der langen Beobachtungsdauer und der Randomisierung auf drei Antihypertensiva. Da es keinen Placeboarm gibt, wird nicht klar, ob Antihypertensiva — z. B. durch zu starke Blutdrucksenkung — das Sturz- und Frakturrisiko erhöhen. Zahlreiche Studien haben mittlerweile aber gezeigt, dass diverse kardiovaskuläre Medikamente einschließlich Antihypertensiva das Frakturrisiko nicht erhöhen.

Es muss sich also um einen Schutzeffekt der Diuretika handeln, der wahrscheinlich auf der Verringerung der renalen Kalziumausscheidung beruht. Diuretika galten deshalb auch lange als erste Wahl für die Behandlung von kalziumhaltigen Nierensteinen bei Hyperkalzurie. Bei Hyperkalzämie (z. B. Hyperparathyreoidismus, Knochenmetastasen) sind sie deshalb kontraindiziert.