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_ Ganz beiläufig berichtete mir neulich eine Patientin beim DMP Diabetes, dass sie seit dem Vortag einen schlaffen Arm habe. Das sei ganz plötzlich aufgetreten — aber ins Krankenhaus wolle sie auf keinen Fall!

Gerade wollte ich ihr erklären, dass sie das Symptom vielleicht doch etwas ernster nehmen sollte, als unser Gespräch durch einen Anruf jäh unterbrochen wurde. Mein Team meldete mir einen akuten Notfall: Im EKG-Raum lag ein Patient mit Herzinfarkt.

Ich versorgte den Patienten fachgerecht und war froh, als nach kurzer Zeit ein RTW an der Praxis ankam. Allerdings musste ich hören, dass alle bodengebundenen Notärzte gerade anderweitig im Einsatz waren. Man sagte mir aber, dass eine Notärztin per Hubschrauber dazu kommen werde.

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Diese Information hörte der Patient, woraufhin er in ein Lamento verfiel und immer wieder ausrief: „Ich werde nicht fliegen, ich werde nicht fliegen!“ Seine Ehefrau bekam begleitend lautstarke Weinkrämpfe. Beide hatte nicht verstanden, dass der Transport ins Krankenhaus unkompliziert mit dem RTW erfolgen sollte.

Mit Mühe konnte ich die beiden beruhigen und schließlich den Patienten an den Rettungsdienst übergeben. Danach wollte ich schleunigst zurück zu der Dame mit dem Schlaganfall. Auf dem Flur lief ich allerdings zwei Polizisten in die Arme, von denen einer die Hand an der Dienstwaffe hatte — gerade so, als wäre er kurz davor, sie in meiner Praxis zu ziehen.

Ein kurzer verbaler Austausch ergab, dass die beiden Ordnungshüter die Notärztin vom Hubschrauberlandeplatz zur Praxis befördert hatten. Warum sie nun mitten in der Praxis standen und eine Umfeldsicherung durchführten, habe ich dagegen nicht verstanden. Es wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

Endlich zurück im Sprechzimmer empfing mich die Patientin mit der Armparese mit den Worten: „Immer sind alle anderen wichtiger!“ Stimmt wohl, dachte ich mir — und das gilt vor allem für uns Ärzte. „Und genau aus diesem Grund werde ich mich jetzt um Sie kümmern!“, sagte ich.

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