_ Bei Patienten, die eine venöse Thromboembolie (VTE) ohne erkennbare auslösende Faktoren erleiden, wird in der Regel eine prophylaktische Antikoagulation für 6 bis 12 Monate durchgeführt. Dies aber scheint recht kurz, das Risiko für Rezidiv-Thrombosen liegt anschließend noch bei ca. 10%.

Dass eine Verlängerung der Sekundärprophylaxe wirksam ist, haben Studien mit mehreren neuen Antikoagulanzien belegt, so u. a. die EINSTEIN-Extension-Studie. In dieser Studie war das Risiko für erneute Thrombosen durch eine verlängerte Therapie mit Rivaroxaban (20 mg/Tag) bei Patienten, die vorher schon 6 oder 12 Monate gerinnungshemmend behandelt worden waren, im Vergleich zu Placebo signifikant verringert worden. Gleichwohl wird aus Angst vor Blutungen in der Praxis oft auf eine Fortsetzung der Antikoagulation verzichtet und stattdessen ASS verordnet.

Vergleich von Rivaroxaban mit ASS bei 3.365 Patienten mit VTE

Mit der EINSTEIN-CHOICE-Studie sollte geklärt werden, ob sich in der verlängerten Prophylaxe durch Reduktion der Rivaroxaban-Dosis von 20 mg auf 10 mg einmal täglich das Blutungsrisiko ohne Abstriche an der Wirksamkeit minimieren lässt. Zudem wurde nicht gegen Placebo getestet, sondern gegen ASS. 3.365 VTE-Patienten nahmen teil. Alle waren zuvor schon 6 bis 12 Monate antikoaguliert worden. Patienten mit eindeutiger Indikation für eine verlängerte Prophylaxe waren ausgeschlossen worden.

Die Ergebnisse stellte Dr. Phil Wells von der University of Ottawa vor. Primärer Endpunkt war die Inzidenz von wiederkehrenden symptomatischen VTE. Innerhalb eines Jahres kam es zu 17 Ereignissen (1,5%) unter Rivaroxaban 20 mg/Tag, 13 Ereignissen (1,2%) bei Gabe von 10 mg/Tag, und 50 Ereignissen (4,4%) im ASS-Arm. Die relativen Risikoreduktionen beliefen sich auf 66% (20-mg-Dosis) und um 74% (10-mg-Dosis).

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Tiefe Venenthrombose im linken Bein.

© Dr. P. Marazzi / Science Photo Library

Die Inzidenz von klinisch relevanten Blutungen war mit 0,5% (20 mg), 0,4% (10 mg) und 0,3% (ASS 100 mg) in allen drei Behandlungsgruppen niedrig. Nach Ansicht des Studienautors bietet sich mit der 10 mg/d-Dosis von Rivaroxaban eine neue Option für Patienten mit intermediärem Rezidivrisiko, während bei hohem Rezidivrisiko 20 mg/d vorzuziehen seien.