_ Herz und Nieren stehen in enger physiologischer Interaktion zueinander: Patienten mit chronischer kardialer Dysfunktion leiden häufiger unter einer progredienten Niereninsuffizienz, während eine chronische Niereninsuffizienz auch häufig eine kardiale Dysfunktion nach sich zieht.

Als wichtigste Ursache für eine Hyperkaliämie gilt laut Prof. Michael Böhm, Universitätsklinikum des Saarlandes, die verringerte renale Elimination, die im Rahmen einer akuten oder chronischen Niereninsuffizienz, aber auch durch die Anwendung von kaliumsparenden Diuretika oder nicht-steroidalen Antiphlogistika bedingt sein kann. Im Praxisalltag seien die pathologisch erhöhten Kaliumspiegel bei bis zu 38% der hyperkaliämischen Patienten mit dem Einsatz von Inhibitoren des Renin-Angiotension-Aldosteron-Systems (RAAS) assoziiert, berichtete Böhmer.

Verbesserte therapeutische Breite der RAAS-I durch Kaliumbinder?

In der Praxis würden aus Sorge vor einer Hyperkaliämie viele chronisch herzinsuffiziente Patienten mit einer suboptimalen Dosis der RAAS-Inhibitoren behandelt, gab Böhm zu bedenken. Folglich könnten kaliumbindende Substanzen, welche die Entwicklung von chronischen Hyperkaliämien verhindern und gleichzeitig gut verträglich sind, eine wichtige Therapielücke schließen: Die aktuelle ESC-Leitlinie verweist auf die ersten Phase-III-Daten mit den kaliumbindenden Substanz Patiromer (RLY5016). Patiromer ist oral verfügbar, nicht-resorbierbar und wirkt über das Prinzip des Kationenaustauschs während der Darmpassage. Patiromer bindet Kalium im Austausch gegen Kalzium.

Die Substanz wurde u. a.in der Phase-III-Studie OPAL-HK bei 243 Patienten mit chronischer Nierenerkrankung und Hyperkaliämie geprüft. Dabei erwies sie sich als gut verträglich und führte in der ersten vierwöchigen Studienphase zu einem signifikanten Abfall der Kaliumspiegel bzw. verhinderte in der zweiten achtwöchigen Studienphase auch Hyperkaliämierezidive im Vergleich zu Placebo signifikant (p < 0,001 für beide).