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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ 2013 wurden 195 randomisierte, kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Arzneimitteln in namhaften Zeitschriften publiziert. Von den 397 verantwortlichen Studienleitern hatten 231 (58%) finanzielle Einkünfte von der Industrie. 197 von ihnen hatten sie offengelegt, bei 34 konnte man sie mittels Recherche aufdecken. Das Geld floss vor allem für Beratung, Vorträge und Reisekosten; auch hielten einige Forscher Aktienanteile oder relevante Patente.

76% der Arzneimittelprüfungen mit einem positiven Ergebnis wurden von Forschern geleitet, die finanziell mit der Industrie verbunden waren. Bei den negativ ausfallenden Studien waren es nur 49%. Somit ergab sich eine 3,23-mal und damit signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für ein positives Ergebnis, wenn der Studienleiter finanzielle Vorteile hatte. Andere Kriterien wie Studienphase, Patientenzahl, Nationalität oder Spezialisierung des Studienleiters, Studiendesign oder Art des Endpunkts beeinflussten das Ergebnis nicht.

KOMMENTAR

Kontrollierte, randomisierte Studien mit gutem Design sind die Grundlage ärztlicher Leitlinien. Erschüttert die hier aufgedeckte Korrelation nun die Glaubwürdigkeit solcher Studien?

Man muss natürlich erwähnen, dass negative Studien seltener publiziert werden, was bedauerlich ist, da auch sie wissenschaftlich und klinisch bedeutsam sein können. Dieses „publication bias“ verfälscht aber noch lange nicht die Daten einzelner Studien — was bei finanziellen Vergünstigungen durchaus vorstellbar ist.

Um fehlerhafte Daten und Fehldeutungen zu entdecken, prüfen mehrere Gutachter einschließlich eines Statistikers die Arbeiten, an denen auch stets eine große Zahl von Forschern leitend mitarbeitet. Allerdings ist gegen ausgeklügelte Fälschungen und Wissenschaftskriminalität, die nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern überwiegend zur Karriereförderung erfolgen, kein Kraut gewachsen. Auch wir als Berichterstatter können nicht hinter die Kulissen blicken. Wir bemühen uns trotzdem, vertrauenswürdige Arbeiten auszuwählen.