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Prof. Dr. med. W. Zidek Medizinische Klinik für Nephrologie, Charité Berlin

_ In die Verlaufsbeobachtung über 21 Jahre wurden 11.565 Teilnehmer der Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC) Study aufgenommen. Die Parameter waren das hochsensitive kardiale Troponin-T (hs-cTnT), die Inzidenzen der koronaren Herzkrankheit (KHK) und des Schlaganfalls sowie die Mortalität. Das Durchschnittsalter bei Beginn der Studie war 57 Jahre.

Bei einem diastolischen Ausgangsblutdruck von < 60 mmHg war das Risiko erhöhter Ausgangswerte von hs-cTnT 2,2-fach erhöht, bei Werten von 60–69 mmHg immerhin um das 1,5-Fache.Ferner war ein diastolischer Ausgangsblutdruck von < 60 mmHg mit einer erhöhten 1,5-fach erhöhten KHK-Inzidenz und einer 1,3-fach erhöhten Mortalität assoziiert. Die Schlaganfallinzidenz blieb unverändert.

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Diese Werte sind ein Problem!

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Diese Zusammenhänge wurden allerdings nur bei Probanden deutlich, deren systolischer Blutdruck ≥ 120 mmHg lag. Bei Werten < 120 mmHg war hingegen ein niedriger diastolischer Blutdruck weder mit einem erhöhten hs-cTnT-Wert als Surrogatparameter einer myokardialen Schädigung noch mit einer erhöhten KHK-Inzidenz assoziiert.

Die Ergebnisse waren unabhängig davon, ob der niedrige diastolische Blutdruck therapeutisch durch Antihypertensiva oder spontan entstanden war.

KOMMENTAR

Diese Ergebnisse zeigen, dass ein niedriger diastolischer Blutdruck sowohl mit einer subklinischen Myokardschädigung als auch mit einer erhöhten KHK-Inzidenz assoziiert ist. Daraus würde sich in der Praxis ein ziemliches Dilemma ergeben! Schließlich müssen wir in der Regel für eine systolische Blutdrucksenkung auch eine diastolische Blutdrucksenkung in Kauf nehmen, wenn sie auch etwas geringer ausfällt. Einen „selektiven“ Blutdrucksenker für den systolischen oder den diastolischen Blutdruck gibt es bislang nicht. Und die Sinnhaftigkeit einer aggressiven systolischen Blutdrucksenkung ist spätestens seit der SPRINT-Studie unbestreitbar.

Bei genauerem Hinsehen ist aber möglicherweise gar nicht so sehr der niedrige diastolische Blutdruck ein Problem, sondern die erhöhte Blutdruckamplitude. Diese hoffnungsvolle Einschränkung könnte sich aus dem Befund ergeben, dass der niedrige diastolische Blutdruck offenbar für das Myokard gar nicht schädlich ist, wenn gleichzeitig der systolische Blutdruckwert unter 120 mmHg liegt. Das bedeutet für die Praxis, dass in der Regel weiterhin eine Senkung des systolischen Blutdrucks in den Zielbereich anzustreben ist — auch wenn dadurch der diastolische Blutdruck weiter abnehmen sollte.