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© [M] Pingebat / Getty Images / iStock

_ Auf meinem Schreibtisch steht eine Taschentücherbox. Sie ist allerdings weniger für die Schnupfnasen gedacht. Sie dient eher den Verzweifelten und Unglücklichen, wenn sie von ihrem Tränenfluss übermannt werden. Deshalb bemühe ich mich immer, ein nettes, vielleicht sogar Trost spendendes Motiv auf der Box zu präsentieren.

Neulich stieß ich im Supermarkt auf einen Karton, der mit Emojis bedruckt war, diesen kleinen Smiley-Piktogrammen, die bekanntermaßen alle Gefühle ausdrücken können. Der musste mit.

Schon am nächsten Tag fand sich die erste Benutzerin ein: Die Tränen flossen unaufhörlich, und die Taschentücher wurden bis zum Boden aufgebraucht. Es war nun bereits das dritte Gespräch, das wir über ihr Problem führten: Sie, eine junge, schöne, hochrangige Wissenschaftlerin, fand einfach keinen neuen Arbeitsplatz in der Schweiz, dem Land der schneebedeckten Berge. Dortselbst allerdings hockte ihr Freund, ebenfalls beruflich hochqualifiziert und ebenfalls unfähig sich aus seiner Lebenssituation zu lösen.

Wir hatten das Thema schon mehrfach durch.

Ich ließ mich nun von den Emojis inspirieren, die ihre Botschaften so kurz und bündig vermitteln. Ich zückte ein Privatrezept, zeichnete zwei Ringe darauf und schrieb die Vornamen der unglücklich Getrennten darunter. Liebe ist die beste Medizin, dachte ich mir.

Ich weiß nicht, ob es meine Voodoo-Kritzelei war, aber keine vier Wochen später bekam ich einen neuen Patienten aus der Schweiz. Er hatte eine Stelle in Darmstadt bekommen! Das macht in meinen Augen drei Smileys: einen lachenden mit Herzchenaugen, einen lachenden und zwinkernden — und für mich den fröhlichen mit der herausgestreckten Zunge.