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_ Zukunftsforscher schätzen, dass 80% der medizinischen Fragestellungen künftig ohne Arzt rein digital gelöst werden können. Auch in der Medizin soll also die natürliche Intelligenz durch die künstliche ersetzt werden. Doch da könnten sich die Auguren verrechnet haben.

Die Verfechter der künstlichen Intelligenz in der Medizin wurden nämlich kürzlich durch eine Meldung aufgeschreckt, die nicht mit ihrem Weltbild der Zukunft kompatibel sein dürfte. Die Rede ist von Hunden, genauer gesagt von mexikanischen Beagles, die sich bei der Tumorsuche als höchst zuverlässige Diagnostiker qualifizieren konnten. Durch das Beschnüffeln von Damenbinden konnten diese, wie die ÄrzteZeitung berichtet, ein Zervixkarzinom mit erstaunlicher Sicherheit detektieren. Die Spezifität und Sensitivität dieses kynologisch-gynäkologischen Verfahrens lag bei über 90%, also höher als beim Pap-Test oder einer HPV-Testung. Das soll ein Computer erst einmal nachmachen!

Ähnlich hoch war die Trefferquote bei Hunden, die aus dem Urin ein Prostatakarzinom erschnüffeln konnten. Und auch bei der Frühdiagnostik des Bronchialkarzinoms, bei der die apparative Diagnostik bisher versagt hat, könnte der Hund nach ersten Erfahrungen durch das Beschnüffeln der Ausatemluft wertvolle Dienste leisten. Somit spricht manches dafür, dass der Arzt zumindest beim Tumorscreening in absehbarer Zeit von einem Hund ersetzt wird. Dies mag manchem Kollegen mit einer narzistisch geprägten Unersetzlichkeitsphantasie zwar weh tun, aber auch hier gilt die normative Kraft des Faktischen. Natürliche bzw. tierische Intelligenz versus elektronische! Dies dürfte die neue Fragestellung sein. Im Moment spricht zumindest vieles dafür, dass Kollege „Dr. Hund“ schneller Realität sein könnte als Kollege „Dr. Computer“.