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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

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Zehn unerwünschte Einladungen pro Tag! Aaaaah!

© RomoloTavani / Getty Images / iStock

_ Fünf neuseeländische Wissenschaftler, die auf den Gebieten Endokrinologie, Rheumatologie, Biostatistik und Epidemiologie jeweils 150–300 Original-Publikationen vorzuweisen hatten, durchforsteten von Februar bis April 2014 ihre E-Mail-Accounts auf Spam-Einladungen zu Publikationen oder Vorträgen. Im Schnitt bekamen sie 312 derartige Mails pro Monat, die sie nun konsequent abbestellten („unsubscribe“).

Ein Check im Juni 2014 ergab allerdings lediglich einen Spam-Rückgang um 39%. Und bei einer weiteren Zählung im April 2015 lag das Aufkommen nur noch um 19% unter dem initialen Pegel.

Von den Einladungen hatten 83% nichts oder nahezu nichts mit dem Arbeitsfeld des Adressaten zu tun. Dafür konnte er dort viele Schmeicheleien lesen, z. B. wurde seine Bedeutung für die Forschung maßlos übertrieben.

Typische Formulierungen waren z. B. „Entzünden Sie andere mit dem Feuer ihrer Weisheit!“, „Es würde uns mit größter Freude erfüllen, wenn Sie uns mit Ihrer geschätzten Anwesenheit als Redner die Ehre erweisen würden“ oder „Wir haben alle Ihre Arbeiten studiert und sind fasziniert von Ihrer hervorragenden Reputation und Ihrem Engagement auf diesem Fachgebiet“. Manchmal wurden diese Formulierungen mit bis zu sechs Ausrufezeichen verstärkt.

Verbreitet waren auch eigenartige Anspielungen auf nicht-wissenschaftliche Vorteile bei den Vortragseinladungen. Auch Nonsens wie der Kongresstitel „Biologische Bedeutung des klinischen Moleküls“ war in den Spam-Mails zu finden.

KOMMENTAR

Wissenschaft ist heute eben ein Geschäftsfeld wie jedes andere, auf dem moderne Werbepraktiken angewendet werden. Wenn mit Übertreibungen und Schmeicheleien vor allem auf die Eitelkeit abgehoben wird, spiegelt das wohl die weite Verbreitung dieser Eigenschaft unter Wissenschaftlern wider.