_ Immer mehr Diabetiker beim Hausarzt haben einen Migrationshintergrund. Meist handelt es sich dabei heute noch um Typ-1-Diabetiker. Aber je länger Migranten in Deutschland leben, desto stärker passen sie sich an westliche Ernährungs- und Lebensbedingungen an mit der Folge, dass auch vermehrt ein Typ-2-Diabetes manifest wird, erklärte I.-C. Omumuh, Mainz.

Verständnis ist gefragt

Das Hauptproblem bei der Betreuung dieser Patienten sind ihre oft unzureichenden Sprachkenntnisse. Deshalb sind für die Beratung und Schulung fremdsprachliche Arbeitsmaterialien unverzichtbar. Sehr hilfreich sind Behandlungsbilderbücher mit gut erfassbaren Illustrationen. Soweit machbar, ist es sinnvoll, sprachkundige Angehörige einzubinden. Stehen solche nicht zur Verfügung, muss ein Dolmetscher hinzugezogen werden. Wichtig ist auch, dass der Patient zu einer Diabetesberaterin ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann. Vorteilhaft ist es, wenn eine der Beraterinnen selbst einen Migrationshintergrund hat. Grundsätzlich sollte man solchen Problempatienten mit Verständnis begegnen und sie nicht zu schnell als schulungsunfähig abqualifizieren.

Was tun im Ramadan?

Besonders bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes spielen auch religiöse Aspekte eine Rolle. Eine Insulintherapie wird oft nicht durchgeführt, weil fälschlicherweise angenommen wird, dass es sich dabei um Schweineinsulin handelt.

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Ein Dolmetscher für bessere BZ-Werte.

© Wolfram Kastl / dpa / picture-alliance

80% aller muslimischen Patienten mit Typ-2-Diabetes wollen während des Ramadan streng fasten. Das stellt für Patient und Arzt eine besondere Herausforderung dar. Muss die Therapie umgestellt werden? Kommt es zu Hypo- oder Hyperglykämien oder zu Gewichtsschwankungen? Bei Patienten, die bisher mit einem Sulfonylharnstoff behandelt werden, kann die Umstellung auf ein Therapieprinzip ohne Hypoglykämierisiko wie Gliptin oder GLP-1-Analogon in diesen Fällen sinnvoll sein.