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Feinstaub soll Allergien verstärken, Asthmaanfälle auslösen und steht unter dem Verdacht, das Herzinfarktrisiko zu erhöhen. Dazu kommen nun Hinweise, dass Kohlenstoffnanopartikel in der Lage sind, latente Virusinfektionen in der Lunge zu reaktivieren.
MMW: Herr Dr. Stöger, Sie und Ihr Team haben herausgefunden, dass bestimmte in Feinstaub enthaltene Nanopartikel in der Lage sind, „schlafende“ Viren in der Lunge zu aktivieren. Wie ist Ihnen das gelungen?
Stöger: Indem wir bei latent mit Herpesviren infizierten Mäusen Kohlenstoffnanopartikel und -fasern im Alveolarbereich deponiert haben. Bei diesen Mäusen konnten wir noch 28 Tage nach der Virusinfektion virale lytische Proteine in der Lunge nachweisen. Das war ein Hinweis dafür, dass es zu einer Art Reaktivierung des Herpesvirus gekommen sein musste.
MMW: Ist das Modell auf den Menschen übertragbar?
Stöger: Um das zu prüfen, haben wir humane lymphoblastoide Zellen untersucht, die latentes Epstein-Barr-Virus tragen. Und auch dieses hat sich in Zellkulturversuchen reaktivieren lassen.
MMW: Wie groß ist die Gefahr durch Feinstaubbelastung in Großstädten?
Stöger: Nach unseren bisherigen Untersuchungen sind für eine Virusreaktivierung offenbar relativ hohe Dosen erforderlich. Diese entsprechen in etwa dem, was man an einem Arbeitsplatz in der industriellen Fertigung in einer Woche akkumulieren könnte. Grundsätzlich halten wir aber auch die kleinen Dosen, die wir immer wieder abbekommen, für bedenklich. Man liegt dann vielleicht nicht gleich darnieder, aber es werden ständig Reaktivierungsprogramme induziert. Wir wollen jetzt untersuchen, ob das zu einer chronischen Belastung für die Lunge und letztlich zu einer anhaltenden Schädigung oder gar einer Lungenfibrose führen könnte.
MMW: Wie soll der Arzt mit diesen Erkenntnissen umgehen?
Stöger: Im Moment haben wir ja nur eine akute tierexperimentelle Studie; das ist für sich allein noch kein Grund für zusätzliche Besorgnis. Fest steht, dass Feinstaub nicht gesund ist und dass man sich nicht unnötig exponieren sollte. Bei diesen Umweltexpositionen kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Der einzelne Faktor ist wahrscheinlich nicht toxisch genug, um uns erkranken zu lassen, aber die Summe der Faktoren kann dazu führen, dass gerade schwächere Menschen Symptome entwickeln.
Interview Dr. Elke Oberhofer
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Springer Medizin. Kann Feinstaub „schlafende“ Viren wecken?. MMW - Fortschritte der Medizin 159, 8 (2017). https://doi.org/10.1007/s15006-017-9242-0
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