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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

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Der Check ist gut gemeint, kann aber problematisch sein.

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In den letzten Jahrzehnten kam es zu einer geradezu dramatischen Zunahme der Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen, überwiegend kleine, papilläre Entitäten. An der Spitze liegt Südkorea: Von 1993–1997 wurden bei den 15- bis 79-Jährigen 12,2 Fälle pro 100.000 Einwohner diagnostiziert, 2003–2007 waren es bereits 59,9. Getrieben wird diese Entwicklung nicht von Risiken wie Bestrahlung, Ernährung oder Alterung, sondern von der weitverbreiteten Anwendung bildgebender Verfahren als Screening-Untersuchung.

Stutzig machen sollte dabei die Tatsache, dass sich die karzinombezogene Mortalitätsrate in den letzten Jahrzehnten nicht verändert hat. Offenbar erfüllen die in vielen Knoten zytologisch festgestellten Schilddrüsenkarzinome zwar zellulär die Kriterien eines malignen Tumors — sie verhalten sich biologisch aber nicht so. Statt abwartend zu beobachten, werden die meisten Patienten nach der Diagnose thyreoidektomiert, mit der mindestens 3%igen Chance, danach eine Recurrensparese oder (seltener) einen schwer behandelbaren Hypoparathyreoidismus zu entwickeln.

Zum Glück haben die deutschen Thyreologen die sonografischen Kriterien für den Morbiditätsverdacht dahingehend abgeschwächt, dass wenigstens Schilddrüsenknoten unter 1 cm Größe in Ruhe gelassen werden. Noch sinnvoller wäre es, das sonografische Screening der Schilddrüse überhaupt sein zu lassen.