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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ Für eine Metaanalyse zur Bedeutung der Ruheherzfrequenz für fünf verschiedene Krankheitsgruppen wurden 45 Kohortenstudien mit repräsentativen Stichproben der Allgemeinbevölkerung berücksichtigt. Mit 18.364 Fällen bei 1,2 Millionen Probanden war die Datenlage für die koronare Herzkrankheit (KHK) am besten. Für nicht-kardiovaskuläre Erkrankungen ohne Karzinome gingen immerhin 2.174 Fälle bei 81.332 Patienten ein. Die Beobachtungsdauer lag zwischen 2 und 40 Jahren.

Erhöht sich der Ruhepuls um zehn Schläge pro Minute, steigt die Erkrankungshäufigkeit für KHK um 12%, für Schlaganfall um 5%, für plötzlichen Herztod um 12% und für Malignome um 9%. Nicht-kardiovaskuläre Erkrankungen kommen insgesamt um 16% häufiger vor, solche ohne Malignome um 25%. Alle Korrelationen sind signifikant. Beim Vergleich verschiedener Frequenzbereiche (< 60, 60–70, 70–80, > 80/min) ergibt sich ein linearer Zusammenhang mit der Morbidität.

KOMMENTAR

Es ist bekannt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gesamtmortalität mit dem Anstieg der Herzfrequenz zunehmen, auch bei Gesunden. Gängige Erklärungen sind hämodynamischer Stress sowie Erhöhung der kardialen Belastung und des Sauerstoffverbrauchs, die langfristig zu Myokardischämie und Arteriosklerose führen können.

Bislang berücksichtigen die Fachgesellschaften die Herzfrequenz nicht für die Berechnung des kardiovaskulären Risikos, da sie von einer Vielzahl von Ursachen wie Mentalität, Stress, Ängstlichkeit oder langfristiger körperlicher Aktivität beeinflusst wird. Außerdem korreliert sie mit diversen Erkrankungen, traditionellen Risikofaktoren und Entzündungsmarkern. Bisher konnte nicht gezeigt werden, dass eine Herzfrequenzsenkung bei kardial Gesunden z. B. mit Betablockern die Prognose verbessert.