_ Zu Beginn des neuen Jahres hat uns die medizinische Wissenschaft mit einer wahren Sensation aufgewartet. Wie bei dem berühmten Stern im Morgenland so wurde jetzt von Weisen aus dem Abendland, genauer gesagt aus Limerick in Irland, am Firmament der Organe ein neues entdeckt: das Gekröse. Es hat zwar keine so große Strahlkraft wie der Stern, der den drei Königen den Weg nach Bethlehem gewiesen hat, aber faszinierend ist die Sache schon.

Dass es so etwas wie das Gekröse gibt, wissen wir schon seit Studienzeiten. Aber dass diese simple Bauchfellfalte, die innere Organe einfach nur mit der Bauchwand verbindet, jetzt als Organ aufgewertet wurde, das hat sogar die Bildzeitung zu einer Meldung veranlasst. Bisher hatte dieses Gekröse nämlich ein eher unscheinbares Dasein im Bauchraum gefristet, den Chirurgen aber gelegentlich das Leben schwer gemacht, ansonsten allerdings kaum Beachtung gefunden. Das muss und wird sich jetzt ändern.

Doch was macht ein Organ eigentlich als solches aus? Reicht die eigenständige anatomische Topografie oder muss es eine wie auch immer geartete spezifische Funktion haben, wie jetzt gefordert wird? Über eine solche weiß man beim Gekröse bisher allerdings wenig, um nicht zu sagen gar nichts. Aber an funktionslosen Organen gibt es ja bereits einige im Körper. Dabei denke ich weniger an das Gehirn, auch wenn sich bei manchen Zeitgenossen diese Frage regelrecht aufdrängt. Der Blinddarm und die Gallenblase gehören dazu, ja es sind Organe, ohne die man gut, manchmal sogar besser leben kann. Da wird auch nicht ständig gefragt, was diese Organe eigentlich machen. Warum also jetzt das Getöse ums Gekröse?

Doch beim Gekröse ist die Vermutung, schon wegen der räumlichen Nähe zum Darm, naheliegend, dass es der Sitz des viel zitierten Bauchhirns sein könnte. Und somit böte dieses lange Zeit vernachlässigte Organ die Möglichkeit, das zu behandeln, was mit Hilfe der anderen Organe bisher nicht überzeugend gelungen ist, nämlich das Übergewicht. Und wo ein neues Organ, da ein neuer Spezialist. Schon wird der Ruf nach einem neuen Fachgebiet, nämlich dem der „Gekrösologie“ laut. „Gekrösologe“ als Zusatzbezeichnung auf dem Praxisschild klingt ja auch nicht schlecht!