_ Zu DDR-Zeiten schob ich manchmal Nachtschicht in einem Erfurter Großbetrieb. Damals war zur medizinischen Betreuung der Schichtarbeiter ein Bereitschaftsdienst in der betriebseigenen Poliklinik eingesetzt, der aus einem Arzt und einer Schwester bestand.

In einer Nacht meldete sich ein ungarischer Arbeiter während der ersten Stunden gleich zweimal bei der diensthabenden Schwester. Beide Male behauptete er, dass er nicht mehr arbeiten könne, da er hohes Fieber habe. Die Messung der Körpertemperatur ergab allerdings keine auffälligen Werte, sodass der Mann wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren musste.

Als er zum dritten Male in jener Nacht mit der gleichen Aussage in der Klinik vorstellig wurde, gab ihm die etwas genervte Schwester zornig den Rat, erst wiederzukommen, wenn seine Körpertemperatur „4711“ betrage. Offenbar wurde diese Temperatur aber nicht erreicht, denn der Möchtegern-Patient zog es vor, in dieser Nacht nicht wieder zu erscheinen.