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Prof. Dr. med. H.-C. Diener Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen

_ Acht Studien mit insgesamt 5.306 Patienten mit intrakraniellen Blutungen unter oraler Antikoagulation konnten ausgewertet werden. Vier Arbeiten schlossen nur Patienten mit parenchymatösen Hirnblutungen ein, die übrigen auch Patienten mit Subduralhämatomen und Subarachnoidalblutungen. Endpunkte waren ischämischer Schlaganfall und Myokardinfarkt sowie erneute intrakranielle Blutungen. Die häufigste Indikation für die Antikoagulation war Vorhofflimmern.

Wenn die Antikoagulation wieder aufgenommen wurde, geschah dies zwischen den Tagen 10 und 39 — in sieben der acht Studien mit einem Vitamin-K-Antagonisten.

Thromboembolische Komplikationen wurden in sechs der Studien mit insgesamt 2.044 Patienten untersucht. Bei 38,4% von ihnen wurde die Antikoagulation erneut gestartet. Unter diesen lag die Rate thromboembolischer Ereignisse bei 6,7%, in der Gruppe ohne Antikoagulation dagegen bei 17,6%.

Das Risiko einer erneuten intrakraniellen Blutung wurde in allen acht Studien ermittelt. 35,8% der Probanden wurden erneut antikoaguliert. Ihre Blutungsrate lag bei 8,7%, in der Gruppe ohne Antikoagulation betrug sie 7,8%.

KOMMENTAR

Diese Analyse ist hilfreich, da sie zeigt, dass man bei bis zu 40% aller betroffenen Patienten die Antikoagulation zu einem späteren Zeitpunkt wieder starten kann. Wenn dies mit Blick auf das Blutungsrisiko möglich ist, haben diese Patienten einen eindeutigen Nutzen bezüglich der Verhinderung weiterer thromboembolischer Ereignisse.

Die Kohortenstudien sind natürlich nicht randomisiert. Bei 60% der Patienten haben die Ärzte offenbar das Risiko einer erneuten Hirnblutung für zu hoch eingeschätzt. Zu der Frage lohnt sich eine sorgfältig geplante und durchgeführte randomisierte Studie.