_ Vier Fünftel der Ärzte senden Arztbriefe an niedergelassene Kollegen via Fax. Und auch bei der Kommunikation über Sektorgrenzen hinweg ist das Fax oft Kommunikationsmittel der Wahl, wie eine Umfrage der Fachverlagsgruppe Springer Medizin und des Softwarehauses CompuGroup Medical (CGM)unter 513 Ärzten erst Mitte dieses Jahres zeigte. 64% der Teilnehmer gaben an, auch für den Austausch mit Kliniken häufig das Fax zu nutzen.

Aus den Softwarehäusern ist Ähnliches zu hören. „Das Fax ist immer noch der bevorzugte Weg, wir sind sogar regelmäßig gezwungen ‚neue‘ Entwicklungen im Fax-Bereich durchzuführen“, sagt Johannes Zollmann, Geschäftsführer bei der Jenaer zollsoft GmbH. Und das in einem jungen Arztsoftwarehaus, dessen System tomedo für die eher modern anmutenden Apple-Rechner ausgelegt ist.

Der E-Arztbrief funktioniert doch!

Dabei hat der elektronische Arztbrief (E-Arztbrief) über den KV-eigenen Kommunikationskanal KV-Connect längst bewiesen, dass er Vorteile in den Arbeitsprozessen bringt, da die Daten strukturiert in die elektronische Patientenkartei einlaufen. 26 Arztnetze hatten die Technik auf Herz und Nieren geprüft und binnen eines Jahres über 120.000 E-Arztbriefe verschickt. Zudem haben rund 85% der Unternehmen im Praxissoftwaremarkt die Anwendung auch umgesetzt und sich vom Betreiber, der KV Telematik GmbH (KVTG), auditieren lassen.

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„Ein Fax im Jahr 2017? Echt jetzt, Chef?“

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Auch der Versand läuft direkt aus der Karteikarte heraus, wie der Anbieter Indamed beispielhaft anhand seiner Software Medical Office erläutert. Der Brief wird am Bildschirm über die Karteikarte erstellt. „Als Nächstes erhält man eine Vorschau des Briefes mit den zugehörigen Empfängern. Diese entnimmt Medical Office zum Beispiel einer Überweisung“, heißt es.

Eine stichprobenartige Befragung ergab, dass alle Softwarehäusern den E-Arztbrief über den sicheren KV-Connect-Kanal anbieten. Genauer sind das die Systeme Duria, Epikur, Quincy WIN, Medical Office, die CGM-Systeme Albis, M1 Pro, Datavital, Medistar und Turbomed, die Medatixx-Systeme, PegaMed sowie tomedo. Die Anbieter Epikur und Indamed stellen auch klar, dass die Anwendung Ärzten in ihren Systemen kostenfrei zur Verfügung steht.

Dennoch ist die Nutzung verhalten. Bei PegaMed liegt sie etwa in Bezug auf die Gesamtnutzer der Software im unteren einstelligen Prozentbereich. Inwieweit die Telematikinfrastruktur daran etwas ändern wird, ist noch fraglich. Nach Einschätzung von Duria-Geschäftsführer Dr. Erich Gehlen werden noch Jahre verstreichen, bis es hier eine adäquate Lösung gibt.

Tatsächlich großflächiger im Einsatz ist der E-Arztbrief bislang nur in der Region Düren. Seit 2011 ist dort die verschlüsselte Arztbriefkommunikation im Alltagsbetrieb — zunächst über die Doctor-to-Doctor (D2D)-Technik, jetzt als KV-Connect-Dienst, berichtet Gehlen. Dort werden pro Monat immerhin 6.000 bis 7.000 Briefe über diesen sicheren Weg ausgetauscht.

Kommt die eNachricht 2.0?

Die ebenfalls von der KVTG entwickelte „eNachricht 2.0“ wird hingegen bislang nur von wenigen Softwarehäusern unterstützt. Sie entspricht einer E-Mail-Nachricht, über die Praxen — mit anderen Ärzten und KVen — über den sicheren KV-Connect-Kanal Informationen samt Dateianhängen austauschen können. Das Ganze läuft ebenfalls direkt aus dem Primärarztsystem heraus. Laut KVTG wurden bislang 20 Systeme dafür erfolgreich auditiert.

Das liegt aber auch daran, dass viele Softwarehäuser eigene sichere Kommunikationswege anbieten. Bei tomedo gibt es laut Johannes Zollmann verschiedene Möglichkeiten, um unter tomedo-Praxen Daten direkt auszutauschen. Die CompuGroup hat den sicheren Kommunikationskanal „CGM Connect“ im Angebot, über den Kunden E-Briefe verschicken und chatten können.