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Tuberkulosebakterien (li.) können Beschwerden verursachen, die einer CED ähneln. Re.: Tuberkulöses Granulom im Darm.

© National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)

_ Eine 18-jährige Asylbewerberin aus Somalia, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt, stellt sich in der Notaufnahme vor und klagt über Unterbauchschmerzen mit Übelkeit, Erbrechen und Diarrhöen. Diese Symptome bestünden seit einigen Tagen, doch bereits vor 5 Jahren sei sie wegen abdomineller Schmerzen behandelt worden.

Ileokoloskopie: Floride Ileitis terminalis

Bei der klinischen Untersuchung gibt sie einen leichten Druckschmerz im rechten Unter- und Mittellbauch an. Laborchemisch ist das CRP mit 5,3 mg/dl leicht erhöht, und es besteht eine leichte hypochrome Anämie. Sonografisch finden sich geringe Mengen freier Flüssigkeit im rechten Unterbauch und eine verdickte Wand im Bereich des terminalen Ileums. Bei der totalen Ileokoloskopie zeigt sich eine floride Ileitis terminalis mit entzündlich polypösen und aphthösen Veränderungen.

Die Verdachtsdiagnose lautet: Morbus Crohn. Es wird eine empirische Therapie mit Budenosid oral eingeleitet, darunter kommt es zu einer leichten Besserung.

Die Kultur sichert die Diagnose

Histologisch zeigen die Biopsien eine nicht verkäsende granulomatöse Entzündung. Molekularpathologisch lässt sich keine mykobakterielle Infektion nachweisen. Die Ziel-Neelsen-Färbung ist ebenfalls negativ, ebenso die PCR aus dem Biopsat. Die Kultur jedoch ergibt den Nachweis von Mycobacterium tuberculosis.

Tuberkulös bis zum Beweis des Gegenteils

„Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie schwer es sein kann, die Diagnose bei einer Darmtuberkulose zu sichern“, so PD Dr. Jens M. Kittner, Mainz. Bei Personen aus einem Tbc-endemischen Land müsse eine Ileitis terminalis immer solange als tuberkulös gelten, bis das Gegenteil bewiesen sei. Endoskopisch sei eine Abgrenzung zu einem Morbus Crohn kaum möglich. Deshalb müsse immer mit allen verfügbaren anderen Methoden nach der Tbc gefahndet werden.

Die Tuberkulose hat in Deutschland in den letzen fünf Jahren als Folge der Migration wieder deutlich zugenommen. Von den Tbc-Erkrankten sind 75% nicht in Deutschland geboren. Obwohl Deutschland offiziell als frei von der bovinen Tuberkulose gilt, werden doch immer wieder Einzelfälle einer Ansteckung von Rindern bekannt. „Die Darmtuberkulose ist nicht nur ein Problem für Migranten, sondern ein großes für den Gastroenterologen“, so Kittner.