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Muss hier doch der Notarzt ran?

© Juanmonino / Getty Images / iStock

_ Eines Abends wurde ich von unserer Rettungsleitstelle gebeten, eine Leichenschau in einem Pflegeheim vorzunehmen. Es hieß, der ältere Herr sei schon zwei Stunden tot. Ich ging davon aus, hier sichere Todeszeichen vorzufinden, und wollte direkt losfahren.

Sicherheitshalber rief ich noch mal auf der Pflegestation an, um einige Basisinformationen zu eruieren. Die Pflegehelferin allerdings war ganz aufgeregt und brachte kaum ein Wort heraus. Auf meine Frage, wann der Patient denn tot aufgefunden worden sei, wurde sie noch nervöser und sagte: „Ich hab jetzt keine Zeit, der Notarzt ist gerade bei diesem Patienten!“

„Aber es hieß doch, er sei bereits zwei Stunden tot“, sagte ich. „Ja, das ist etwas kompliziert“, stammelte sie herum. Nach einer Pause sagte sie dann: „Okay, gerade hat der Notarzt hereingeschaut und gesagt, dass er jetzt geht. Der Patient ist nun doch tot.“ Ich schüttelte den Kopf und stieg in mein Auto.

Im Heim traf ich auf eine immer noch sichtlich nervöse, aber freundliche Pflegehelferin, die sich entschuldigte und mir alles erklärte. Zwei Stunden zuvor hatte sie den Patienten ohne Vitalzeichen im Bett aufgefunden und hatte die Rettungsleitstelle verständigt. Wenig später kam allerdings eine examinierte Pflegekraft hinzu. Sie stellte fest, dass der Patient eventuell „noch ganz leicht atmete“, teilte Schelte an die Pflegehelferin aus und forderte den Notarzt an.

Bei meiner Leichenschau hatte der Patient bereits deutliche Livores am Rücken und den abhängigen Partien von Armen und Beinen. Der 86 Jahre alte, schwer herzkranke Mann war eines natürlichen Todes gestorben.

Beim Drehen und anderen Manipulationen am Toten kann es zu „passiven“ Atemgeräuschen kommen. Hier hatte es viel Aufregung um nichts gegeben.