_ Wissenschaftliche Erkenntnisse sind auch im 21. Jahrhundert erschreckend wenig durchsetzungsfähig, wenn sie im Widerspruch zu einem verbreiteten Irrglauben stehen. Das illustriert eine britisch-italienische Studie, in der verschiedene Strategien getestet wurden, um Fehlurteile über Impfungen zu korrigieren.

An der Studie nahmen 120 Studenten teil, die einer von vier Informationsstrategien zugeteilt wurden: Gegenüberstellung von Impfmythen und Fakten, entweder in Textform (Gruppe 1) oder durch Tabellen und Grafiken (2) veranschaulicht, Fotos von nicht MMR-geimpften erkrankten Kindern mit entsprechenden Informationen (3) oder medizinische Informationen ohne Bezug zum Impfen (Kontrolle). Vor, direkt und sieben Tage nach Erhalt dieser Materialien wurden die Studenten nach ihrer Einstellung zum Impfen befragt.

Sowohl das Mythen-vs.-Fakten-Merkblatt als auch die Fotos erkrankter Kinder erwiesen sich als kontraproduktiv. Bei den damit konfrontierten Studenten verstärkten sie den Glauben an einen Zusammenhang zwischen Impfen und Autismus und anderen schweren Impfnebenwirkungen. Die visualisierten Impfinformationen waren zwar weniger schädlich, hatten aber auch keinerlei positive Auswirkung auf die Einstellung zu Impfungen. Sieben Tage nach dem Informationstermin waren in den Interventionsgruppen die Impfvorbehalte teilweise sogar weiter gewachsen.

Die Ergebnisse zeigen, so die Autoren, dass Fakten schnell aus dem Gedächtnis verschwinden und populäre Irrtümer zurückbleiben. Sie raten, die Wirkung von Impfkampagnen im Vorfeld besser auszutesten.