_ Die bei völliger Blindheit fehlende Synchronisation der inneren Uhr mit dem 24-Stunden-Tag führt bei Betroffenen zu einer sukzessiven Verschiebung sämtlicher zirkadianer Rhythmen, erklärte der Schlafmediziner Prof. Peter Young, Münster. Dies erhöht langfristig die Gefahr von Erkrankungen aller zirkadian gesteuerten Körperfunktionen.

Die Verdachtsdiagnose „Non-24“ kann auch der Hausarzt bei blinden Menschen ohne Restlichtwahrnehmung stellen, so Prof. Ingo Fietze, Berlin: Einschlafschwierigkeiten, großes Schlafbedürfnis tagsüber und häufige Erschöpfung sollten durch einen Experten abgeklärt werden. Experten werden z. B. vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband auf deren Non-24 Seite genannt (www.dbsv.org).

Bei schlafmedizinisch bestätigter Diagnose ist mit dem dualen Melatoninrezeptoragonisten Tasimelteon (Hetlioz®) erstmals eine kausale Therapie zugelassen, so Fietze. Der Wirkstoff bindet an den Melatoninrezeptor MT2, dem bei der Phasenverschiebung eine Schlüsselrolle zukommt. Die kurze Halbwertzeit von 1,3 Stunden ermöglicht eine zeitgenaue Pulstherapie mit Synchronisation der inneren Uhr im suprachiasmatischen Nukleus in ihrer sensitiven Phase, wie zwei randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien bestätigen.

In der sechsmonatigen SET-Studie bei 84 erwachsenen Non-24-Patienten führte die orale Einnahme von 20 mg Tasimelteon eine Stunde vor dem Zubettgehen bereits nach einem Monat bei 20% der Patienten zur vollständigen Synchronisation und einer Abnahme des Tagesschlafs um 46 Minuten (Placebo: -18 Minuten) bei Zunahme des Nachtschlafs um 56 Minuten (Placebo + 17 Minuten). Zu Studienende war der Rhythmus bei 59% der Verumpatienten synchronisiert. Die Fortsetzung der Studie in RESET bei dieser Gruppe (n = 20) über weitere acht Wochen bestätigte ebenfalls randomisiert und placebokontrolliert den Erhalt der Synchronisierung bei 90% der Verumpatienten. Dank nur wenigen, leichten bis mittelschweren, reversiblen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen (10,4%), Schläfrigkeit (8,6%) oder Übelkeit (4,0%) attestierte Fietze der Substanz zugleich eine gute Verträglichkeit.