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? Kommt der Fortschritt, der in den letzten Jahren bei der Behandlung chronischer Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) erzielt wurde, bei den Patienten an?
Kautz: Jein, denn leider haben nicht alle Patientengruppen gleich guten Zugang zur Therapie. Häufig ausgeschlossen bleiben z. B. aktive Konsumenten intravenöser Drogen. Bei ehemaligen Usern unter Opiatsubstitution sieht es etwas besser aus, ist aber noch ausbaufähig. Unter Insassen von Justizvollzugsanstalten ist der Anteil der therapierten Patienten ebenfalls sehr gering. Ein weiteres Manko ist die große Zahl der nicht diagnostizierten Infektionen. Bei geschätzten Diagnoseraten von 50–60% weiß etwa jeder zweite in Deutschland lebende Betroffene gar nichts von seiner Infektion. Es lässt sich deshalb auch nicht genau sagen, wie viele Menschen bei uns chronisch infiziert sind. Die Schätzungen schwanken zwischen 180.000 und 480.000.
? Was muss sich hinsichtlich der niedrigen Diagnoseraten ändern?
Kautz: Würde man gezielt screenen und die Patienten sofort behandeln, gingen von ihnen keine Neuinfektionen mehr aus. Wir könnten die Hepatitis C in Deutschland ganz eliminieren und der Welt ein Vorbild sein. Jetzt heißt es also: Die Ärmel hochkrempeln und loslegen! Denn Therapie ist die beste Prävention.
? Welche konkreten Schritte wären nötig?
Kautz: Würden Ärzte erhöhte Leberwerte ernst nehmen und drei Risikofaktoren — Migrationshintergrund, aktueller oder früherer Drogenkonsum und Erhalt von Blutprodukten vor 1992 — abfragen, ließen sich 75% der Patienten identifizieren. Aber auch das Justizministerium und das Arbeitsministerium müssten mit einbezogen werden. Dass bei uns 3–5% der medizinischen Fachkräfte HCV-infiziert sind, ist aus meiner Sicht ein Unding. Offensichtlich werden nicht genügend Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen. Offensichtlich werden hier Gesetze und internationale Vorgaben ungenügend umgesetzt. Ich hoffe deshalb, dass endlich ein Aufrütteln stattfindet.
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Springer Medizin. „Die Ärmel hochkrempeln und loslegen“. MMW - Fortschritte der Medizin 158, 76 (2016). https://doi.org/10.1007/s15006-016-8907-4
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