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Sinusitis im CT (Verschattung der Nasennebenhöhlen, v. a. der Siebbeinzellen) und vier typische endonasale Befunde bei Polyposis nasi (a–d).

© G. J. Ledderose

Was müssen Sie fragen?

Viele Ursachen der Nasenatmungsbehinderung sind möglich. Zur Eingrenzung dienen gezielte Fragen:

  • ein- oder beidseitige Verstopfung?

  • partielle oder komplette Verlegung?

  • akute oder chronische Beschwerden?

  • saisonale oder perenniale Beschwerden?

  • zusätzliche Symptome und Begleiterkrankungen?

Herr A. klagt mit nasaler Stimme über eine beidseitige, permanente und zeitweise komplette Nasenatmungsbehinderung, ein deutlich abgeschwächtes Riech- und Geschmacksvermögen sowie gelegentliches Druckgefühl über den Nasennebenhöhlen (NNH) und in den Ohren. Mehrmals unterbricht er sich mit einem heftigen Räuspern, um endlich den hartnäckigen, zähen Schleimpfropf im Rachen loszuwerden. Die Beschwerden nehmen seit Monaten zu.

Was können Sie unternehmen?

Das Beschwerdebild spricht für eine chronische Sinusitis. Hauptsymptom ist die Nasenatmungsbehinderung, Kopfschmerzen sind untypisch. Es müssen mindestens zwei der folgenden Symptome vorliegen (dabei eines der beiden ersten Symptome für zwölf Wochen):

  • nasale Obstruktion

  • Rhinorrhoe

  • Druckgefühl über den Nebenhöhlen

  • Hyp-/Anosmie.

Bildgebende Verfahren sind bei der Erstdiagnose nicht nötig. Zur Therapie der Nasenschleimhauterkrankung werden topische Steroide (z. B. Mometason-Nasenspray) und eine Salzwasser-Nasendusche verordnet. Antibiotika sind nur bei schwerwiegender Exazerbation indiziert. Für Therapeutika wie Dekongestiva, Mukolytika, Phytotherapeutika oder Leukotrienantagonisten besteht widersprüchliche, keine oder gar eine negative Evidenz.

Tab. 1 Differenzialdiagnose der behinderten Nasenatmung

Wann zum Facharzt überweisen?

Nach vier Wochen ohne wesentliche Besserung ist die Überweisung zum HNO-Facharzt empfehlenswert. Dieser stellt bei Herrn A. die Diagnose einer chronischen Sinusitis mit Polypen. Die Allergieabklärung ergibt keinen Befund.

Die konservative Therapie wird für drei Monate fortgesetzt und durch eine zweiwöchige systemische Steroidtherapie eskaliert. Da die Beschwerden persistieren, wird nach einer Computertomografie die Indikation zur operativen Sanierung gestellt. Die endoskopisch kontrollierte, minimal-invasive funktionelle NNH-Chirurgie ist Methode der Wahl. Ziel ist die Verbesserung der Ventilation und Drainage des NNH-Systems. Dies führt bei den meisten Betroffenen zu einer langfristigen Beschwerdefreiheit.

Was unbedingt beachten?

Das Ausschöpfen der konservativen Therapie vor Op. ist obligat. Besonders bei ausgeprägter nasaler Polypenbildung kann es zu einem Rezidiv kommen. Begleitsymptome, die andere Diagnosen wie Tumoren oder entzündliche Komplikationen nahelegen und eine unverzügliche fachärztliche Abklärung erfordern, sind Einseitigkeit der Beschwerden, Nasenblutungen und fötide Rhinorrhoe, orbitale Affektionen, starker Kopfschmerz oder Stirnschwellung, Meningismus oder andere neurologische Zeichen.