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Prof. Dr. med. F.-M. Köhn

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Ein Wunsch geht in Erfüllung.

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_ Jahrzehntelang lag der Fokus bei der Betreuung onkologischer Patienten auf dem Aspekt des Überlebens ihrer lebensbedrohenden Erkrankung. Wesentliche andere Gesichtspunkte wie Fragen der Lebensqualität, der Auswirkungen auf Angehörige, eines späteren Kinderwunsches oder Effekte der Erkrankung und ihrer Therapie auf die Sexualität allgemein sind erst in nachfolgenden Jahren angemessen berücksichtigt worden. Eine Ausnahme bildet lediglich die schon früh etablierte Methode der Kryospermakonservierung von Männern mit bösartigen Erkrankungen.

Die Bedeutung einer Beratung onkologischer Patienten bezüglich ihres späteren Kinderwunsches hat durch zwei Entwicklungen erheblichen Auftrieb gewonnen:

  • Durch die Fortschritte in der Onkologie konnten die Überlebensraten bei vielen bösartigen Erkrankungen deutlich verbessert werden.

  • Neue Entwicklungen in der Reproduktionsmedizin haben auch die Möglichkeiten onkologischer Patienten deutlich erhöht, protektive Maßnahmen bezüglich ihrer Fertilität zu ergreifen und ihren Kinderwunsch später zu erfüllen.

Studien zeigen aber, dass eine diesbezügliche Aufklärung immer noch verbesserungswürdig ist. Die zwei Beiträge zur Frage der Fruchtbarkeit bei bösartigen Erkrankungen sollen daher auf die Möglichkeiten hinweisen und die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung betonen. Dabei erscheinen folgende Aspekte — natürlich unter Berücksichtigung der individuellen Situation — von besonderer Bedeutung:

  • Onkologische Patienten sollten rechtzeitig darauf angesprochen werden, welchen Einfluss die Therapie auf ihre Fruchtbarkeit hat.

  • Eine Aufklärung über präventive Maßnahmen zur Realisierung eines späteren Kinderwunsches ist notwendig.

  • Die Aufklärung sollte Frauen und Männer sowie Jugendliche und ggf. präpubertäre Kinder einschließen.

  • Die Verlagerung des Kinderwunsches in spätere Lebensphasen oder ein erneuter Kinderwunsch in einer anderen Beziehung muss sich auch in der Beratung onkologischer Patienten widerspiegeln.

  • Entsprechende Kenntnisse sind nicht nur bei den an der Diagnose und Therapie beteiligten Fachgruppen, sondern auch bei Hausärzten, Reproduktionsmedizinern und Andrologen erforderlich.