Bei Muskelkrämpfen liegen myogene und neurogene Störungen an der motorischen Endplatte vor. Die „Kommunikation“ zwischen Nerv und Muskel wird gestört, und Reize werden vermehrt übertragen — es kommt zum Krampf. Chininsulfat reduziert die Reizüberleitung an der motorischen Endplatte. Die Reizschwelle, die für die Auslösung einer Kontraktion überwunden werden muss, wird angehoben (neurotrope Wirkung). Gleichzeitig verlängert Chininsulfat die Refraktärzeit, weshalb das an den Nervenenden freigesetzte Acetylcholin von der Acetylcholinesterase abgebaut wird, bevor es an der motorischen Endplatte Kontraktionen auslösen kann. Zusätzlich wird der Kaliumeinstrom in die Zelle erhöht. Durch den höheren Polarsierungsgrad der Zellmembran kommt es zu einer lokalen Herabsetzung der Muskelzellerregbarkeit. Die Wirksamkeit von Chininsulfat bei Muskelkrämpfen ist in randomisierten klinischen Studien und großen Metaanalysen sowie in nicht-interventionellen Studien belegt und von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in ihrer Leitlinie anerkannt [Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). S1-Leitlinie. Crampi/Muskelkrampf. AWMF-Registernr. 030/037; Stand: September 2012]