_ Sie war die letzte Patientin an diesem Vormittag — und sie war bester Laune. Das verwunderte mich etwas, denn vor drei Tagen hatte ich sie ins Krankenhaus geschickt. Eine Kardioversion bei Vorhofflattern war erforderlich gewesen. In der Regel sind ältere Patienten wenig enthusiastisch, wenn sie eingewiesen werden müssen. Sie aber saß strahlend vor mir. Zunächst schrieb ich diese Freude der zügigen Entlassung und der erfolgreichen Therapie zu. Ein Sinusrhythmus war dokumentiert worden.

Da plötzlich änderte sich ihre Stimmung. Sie wäre so gern im Krankenhaus geblieben, stöhnte sie. Erstaunt fragte ich nach dem Grund. Da bekannte sie leicht verschämt, dass sie in der Klinik auf einen jungen und hochgewachsenen Assistenzarzt getroffen war, der sich mehrfach täglich rührend um sie gekümmert hatte. So etwas hätte sie noch nie erlebt, schwärmte sie. Nun wollte sie von mir wissen, ob dieser hübsche Herr Doktor verheiratet sei.

Ich kannte diesen Kollegen nicht und konnte somit auch keine Auskünfte über sein Privatleben geben. Ich stellte ihr aber die Gegenfrage, ob sie sich denn einen so jungen Liebhaber vorstellen könne. Sie entgegnete: „Ich bin zwar 83, aber dafür ist man nie zu alt.“