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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

_ In einer Studie wurde überprüft, ob das Makrolidantibiotikum Clarithromycin kardiovaskuläre Komplikationen begünstigt. 108.988 Patienten mit Clarithromycin-Therapie wurden mit 217.793 Patienten verglichen, die nach Alter, Geschlecht und Einnahmezeitpunkt übereinstimmten, aber Amoxicillin eingenommen hatten. Primärer Endpunkt waren Herzinfarkte, außerdem wurden Daten zu Herzrhythmusstörungen und Schlaganfällen sowie zur Mortalität, aufgeschlüsselt nach kardialen und nicht kardialen Ursachen, erhoben.

Tab. 1 Relative Risiken unter Clarithromycin im Vergleich zu Amoxicillin über einen Beobachtungszeitraum von drei Jahren

Alle Endpunkte mit Ausnahme der Schlaganfälle waren nach der Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren in den ersten 14 Tagen nach Beginn der Einnahme von Clarithromycin um das 1,67- bis 3,66-Fache jeweils signifikant erhöht. Besonders gefährdet waren Patienten jenseits des 75. Lebensjahres, Hypertoniker und Diabetiker. Das Risiko bestand nur während der Einnahme des Antibiotikums in den ersten 14 Tagen, während langfristig kein Unterschied zu Amoxicillin bestand. Betrachtet wurden die Zeiträume 15–30, 31–90 und 91–365 Tage sowie die Folgezeit bis zu drei Jahren. Die Indikation für die Verordnung war unerheblich.

KOMMENTAR

Clarithromycin wird häufig bei Atemwegsinfektionen und zur Eradikation von Helicobacter pylori verordnet. Zum kardiovaskulären Risiko dieses Antibiotikums gibt es widersprüchliche Hinweise. Immerhin nennt die Fachinformation als Anwendungsbeschränkung „koronare Gefäßerkrankungen“. Im Vergleich zu Amoxicillin war in der vorliegenden Kohortenstudie das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (ausgenommen Schlaganfälle) sowie die Mortalität in den ersten 14 Tagen, also in der Regel während der Einnahme, signifikant erhöht.

Aus den Zahlen kann man errechnen, dass in diesem Zeitraum 1–2 von 100 Patienten eine der genannten Komplikationen erleiden. Patienten, die über 75 Jahre alt sind und kardiovaskuläre Risiken aufweisen, sind stärker gefährdet. Ein Langzeitrisiko kann ausgeschlossen werden. Bei der Verordnung von Clarithromycin sollten also das individuelle Risiko, das NutzenRisikoVerhältnis und mögliche Alternativen berücksichtigt werden.