_ Menschen mit Diabetes erkranken weitaus häufiger an einer Depression als Menschen ohne diese Stoffwechselerkrankung. Dabei steigt das Risiko mit den diabetesbedingten makro- und mikrovaskulären Folgeerkrankungen wie Retinopathie, Nephropathie oder Neuropathie. Eine ganz entscheidende Rolle spielen dabei offenbar auch neuropathisch bedingte Schmerzen. Laut einer aktuellen Untersuchung aus Italien sind sie sogar der bestimmende Faktor bei der Depressionsentstehung.

Die Diabetologen hatten 46 Patienten mit diabetischer Neuropathie ohne Schmerzen (DPN), 25 Patienten mit schmerzhafter diabetischer Neuropathie (PDPN) sowie 110 Diabetiker ohne Neuropathie auf milde bis schwere depressive Symptome (BDI-II-Score: 14–36) hin untersucht. 36 Probanden wurden als depressiv eingestuft.

Im Vergleich zu Patienten ohne Neuropathie (10%) waren Diabetiker mit nicht schmerzhafter Polyneuropathie (22%) bzw. mit schmerzhafter Polyneuropathie (44%) deutlich häufiger betroffen. Diabetiker mit PDNP hatten im Schnitt auch deutlich stärkere depressive Symptome (BDI-II-Score 14,8 ± 10,3) als Diabetiker mit DPN (BDI-II-Score 9,9 ± 7,0) bzw. ohne Neuropathie (BDI-II-Score 5,9 ± 5,7).

Auch wenn depressive Symptome mit weiblichem Geschlecht, Arbeitslosigkeit, Mikroalbuminurie und Retinopathie, höheren Insulinbedarf, höheren HbA1c-Wert sowie einem höheren Charlson Komorbiditäts-Index korrelierten, stellten sich in der Multivariatregressionsanalyse nur das weibliche Geschlecht (OR 5,86, p = 0,005) sowie die schmerzhafte diabetische Neuropathie (OR 4,56, p = 0,038) als unabhängige Risikofaktoren heraus.

Angesichts dieser Ergebnisse sehen die Diabetologen es als zwingend geboten, neuropathisch bedingte Schmerzen nicht nur prompt zu behandeln, sondern auch stärker auf das damit verbundene Depressionsrisiko zu achten.