_ Nach einem traumatischen Ereignis, einer Selbstverletzung oder einer Substanzintoxikation ist die Gewaltbereitschaft eines Menschen vorübergehend erhöht. Dass dies nicht nur für psychisch Kranke gilt, wurde in einer schwedischen Kohorte deutlich.

Forscher der Universität Oxford entnahmen dem nationalen schwedischen Patientenregister Daten von 34.903 Personen mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen, 29.692 Patienten mit bipolaren Störungen und 2.763.012 psychisch gesunden Kontrollpersonen. In jeder Gruppe identifizierten sie die Personen, die einem der folgenden Trigger ausgesetzt gewesen waren: Opfer einer Gewalthandlung, Verlust der Eltern, Selbstverletzung, Hirntrauma, unbeabsichtigte Verletzungen, Drogen- bzw. Alkoholintoxikation. Danach verglichen sie mittels logistischer Regression das postexpositionelle Risiko, gewalttätig zu werden, mit der Gewaltbereitschaft in einem entsprechenden triggerfreien früheren Zeitraum (Kontrollperiode).

In allen Gruppen zeichnete sich in der Woche nach einem Triggerereignis erhöhte Gewaltbereitschaft ab. Die meisten Taten wurden verübt, wenn der Täter in der Woche zuvor selbst ein Gewalterlebnis hatte.

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Dabei ergaben sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen psychisch kranken Patienten und Personen der Kontrollgruppe. Nur der Verlust der Eltern hatte bei Schizophrenie-Patienten deutlich stärkere Auswirkungen als bei psychisch Gesunden.

Die Untersuchung zeige, so die Autoren, dass Interventionen zur Gewaltreduktion nach einem Unfall oder Drogenrausch nicht nur für psychiatrische Patienten, sondern für jeden sinnvoll seien.