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Dr. med. C. Weinland Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen

Eine Längsschnittstudie erhellt die Rolle positiver Substanzeffekte bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung problematischen Trinkens. 86 Probanden mit ausgeprägtem Alkoholkonsum und Binge-Drinking-Verhalten sowie 70 mit gemäßigtem Konsum wurden im Rahmen eines randomisierten, doppelblinden Studiendesigns untersucht. Sie alle waren körperlich und psychisch gesund, ihr Alter lag zwischen 21 und 35 Jahren. In zwei Testphasen zu Studienbeginn und nach fünf Jahren wurden ihnen ein alkoholhaltiges Getränk sowie ein gering alkoholhaltiges Placebo verabreicht. Danach wurden stimulierende, belohnende sowie sedierende Effekte mithilfe standardisierter Fragebögen erfasst sowie die Kortisolkonzentration im Speichel bestimmt.

Die Probanden mit hohem Alkoholkonsum zeigten bei beiden Tests eine größere Sensibilität gegenüber stimulierenden und belohnenden Alkoholeffekten. Sedierende Effekte und Kortisolkonzentrationen waren jedoch bei den Vieltrinkern geringer ausgeprägt. Je ausgeprägter das problematische Trinkverhalten war, desto deutlicher fielen die Unterschiede aus. Das zeigt, dass positiv verstärkende Mechanismen der Alkoholwirkung beim problematischen Konsum eine größere Rolle spielen als negativ verstärkende Effekte.

Die experimentellen Rahmenbedingungen, der vielleicht zu kurze Untersuchungszeitraum und die Tatsache, dass die Probanden noch keine Alkoholiker waren, schränken die Studie ein. Jedoch trägt sie zum Verständnis neuroadaptiver Vorgänge bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung problematischen Trinkens als Vorstufe der Alkoholabhängigkeit bei.

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Je mehr Alkohol man trinkt, desto weniger sediert er.

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