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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

_ Die Testosteronkonzentration nimmt bei alternden Männern deutlich ab. Dieses Absinken wird seit langer Zeit mit dem altersbedingten Verlust an Mobilität, Sexualfunktion und allgemeiner Lebensenergie in Verbindung gebracht. Kein Wunder, dass im Zeitalter von Leistung, Fitness und Selbstoptimierung viele Männer diesem natürlichen Verlauf nicht tatenlos zusehen wollen, sondern vom Arzt hormonelle Hilfe fordern.

Ob man mit einer einzigen Substanz den altersbedingten Abbau aufhalten kann, wurde nun in einer kontrollierten Studie an 790 über 65-jährigen Männern mit einer Testosteronkonzentration von < 275 ng/dl und einer möglicherweise hypogonadal bedingten Symptomatik untersucht. Die Testosterondosis wurde dabei so gewählt, dass die Männer die mittlere Konzentration von 19- bis 40-Jährigen aufwiesen.

Libido, erektile Funktion und sexuelle Aktivität nahmen laut den täglich geführten psychosexuellen Tagebüchern signifikant zu. Auch kam es mit der jugendlichen Testosteronkonzentration zu einer leichten Stimmungsverbesserung bzw. einer Abmilderung depressiver Symptome. In dem Teil der Studie, der die Kraft- und Ausdauerfunktion überprüfte, bestand hingegen kein Unterschied zwischen Verum und Placebo beim Anteil der Männer, die eine Zunahme um wenigstens 50 m beim Sechs-Minuten-Gehtest aufwiesen.

Kurzfristige Nebenwirkungen waren in beiden Behandlungsgruppen gleich verteilt. Bezüglich der langfristigen Risiken wollten die Forscher wegen der geringer Patientenzahl und der kurzen Dauer keine Aussage machen.

KOMMENTAR

Insgesamt sind die Ergebnisse dazu angetan, die Nachfrage nach einer Testosteronsubstitution im Alter zu steigern – zumindest bei Männern, die unter der Abnahme der Sexualfunktion und dem Vitalitätsverlust leiden. Andere werden es lieber mit Plato halten, der das Greisenalter glücklich schätzte, sofern es den bis dahin uns unablässig beunruhigenden Geschlechtstrieb endlich los ist. Allerdings befanden sich die meisten Menschen zu Platos Zeiten längst nicht so lange im Greisenalter, wie das heute der Fall ist. Vielleicht würde er heute anders urteilen.