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Prof. Dr. med. M. Spraul Interdisziplinäres Diabetes-Fuß-Zentrum Mathias-Spital, Rheine

_ Für eine dänische Studie wurden 736 Patienten mit diabetischen Fußulzera in den Jahren 2010–2014 gescreent. Nach Auswahl und Randomisierung erhielten 193 Patienten zwei telemedizinische Visiten durch spezialisierte Krankenschwestern, die dem Arzt ein Foto des Ulkus und ggf. eine Wundbeschreibung übermittelten. Erst beim dritten Termin kamen die Patienten wieder in der Fußambulanz. Die 181 Kontrollpatienten stellten sich dagegen dreimal persönlich in der Ambulanz vor. Dieses Schema wurden bis zur Abheilung des Ulkus wiederholt.

Studienendpunkte waren Ulkusabheilung, Amputation oder Tod, wobei die Patienten maximal ein Jahr in der Studie blieben. Die mediane Studienzeit betrug in der Telemedizin-Gruppe 74 und in der Kontrollgruppe 91 Tage. Die mediane Zahl der telemedizinischen Visiten betrug 3,0. In beiden Gruppen lag das mittlere Alter bei 67 Jahren, die mittlere Diabetesdauer bei 14 Jahren. Bei 72% der Patienten heilten die Ulzera komplett ab, ohne Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Auch die Zahl der Amputationen unterschied sich nicht signifikant: 21 (11%) Amputationen in der Telemedizingruppe und 26 (14%) in der Kontrollgruppe.

Bezüglich der Mortalität fand sich jedoch ein hochsignifikanter Unterschied. Von den 9 Todesfällen traten 8 in der Telemedizingruppe auf. Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und Wohnort betrug die Hazard Ratio 8,68 (p = 0,0001). Alle Verstorbenen hatten eine chronische Herzerkrankung, vier eine chronische Niereninsuffizienz und einer ein Prostatakarzinom. Sechs Patienten wiesen eine Sepsis auf, fünf eine Pneumonie und einer eine Gangrän.

Die Autoren sehen die erhöhte Mortalität als sehr kritisch an. Aufgrund der häufig erheblichen Komorbidität plädieren sie für eine besonders engmaschige Überwachung, womit eine Krankenschwester überfordert sein könnte.

KOMMENTAR

Die Betreuung diabetischer Fußulzera ist sicherlich komplexer ist als jene sonstiger Wunden. Dies liegt neben den unterschiedlichen Ursachen für die Ulzera – z. B. Neuropathie, pAVK, Infektion – auch an der hohen Komorbidität der Patienten. Möglicherweise ist die persönliche Betreuung in Fußambulanzen, bei denen der „ganze“ Patient gesehen wird, für die Prognose günstiger – insbesondere bei sehr kranken Patienten.