Die „Pille gegen Aids“ wirkt; das haben mittlerweile mehrere Studien bestätigt. In der Praxis scheitert das Konzept jedoch oft an mangelnder Therapietreue. Abhilfe schafft möglicherweise ein intermittierendes Regime oder in Zukunft auch die Darreichung in Spritzenform.
_ Mit einer oralen Präexpositionsprophylaxe (PrEP) auf der Basis von Tenofovir lässt sich eine HIV-Infektion mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern; das hat die iPrEX-Studie im Jahr 2010 gezeigt. Therapietreue ist dabei äußerst wichtig, wie die Erweiterungsstudie, iPrEX OLE (http://iprexole.com/) bestätigt. Hier sank das Ansteckungsrisiko bei guter Adhärenz um 84%.
„PrEP bei Bedarf“ in Europäischen Leitlinien verankert
Das derzeit einzige verfügbare Präparat für die PrEP – eine Kombination aus Emtricitabin und Tenofovir (FTC/TDF, Truvada®) hat hierzulande zwar noch keine Marktzulassung (diese wird bis Ende 2016 erwartet); es kann aber z. B. in HIV-Schwerpunktpraxen auf Privatrezept verschrieben werden. Nach den Leitlinien der EACS (European AIDS Clinical Society) besteht für die Anwendung die Wahl zwischen zwei Optionen: Die Tabletten können täglich oder „bei Bedarf“ in Form einer sog. intermittierenden Therapie eingenommen werden.
Das Bedarfsregime ist allerdings nur bei Männern ausreichend wirksam (nur in der Rektal-, nicht in der Scheidenschleimhaut werden ausreichend hohe Konzentrationen erreicht). Die „PrEP on demand“ beruht auf der französischen IPERGAY-Studie: Dort wurde gezeigt, dass es offenbar genügt, mit einer doppelten Dosis innerhalb von 2 bis 24 Stunden vor dem geplanten Sex zu beginnen und dann an zwei darauffolgenden Tagen jeweils noch eine Einzeldosis zu nehmen.
Insgesamt sollte eine Höchstdosis von sieben Tabletten pro Woche nicht überschritten werden. Langfristig sind regelmäßig die Nierenfunktion und Knochendichte zu überprüfen.
3-Monats-Spritze funktioniert nicht
Um Problemen mit der Adhärenz zu begegnen, werden derzeit weitere Strategien erprobt. Auf der CROI* wurden die Ergebnisse der ECLAIR-Studie vorgestellt. Hier hatte man die PrEP in Spritzenform alle 3 Monate i.m. verabreicht. Ermöglicht wird dies – zumindest theoretisch – durch Cabotegravir LA, eine sog. Long Acting Nanosuspension. In einer Phase-2a-Studie mit 127 Männern war die Substanz gut verträglich, allerdings haperte es mit der Effektivität: Bei bis zu 31% der Visiten fanden sich bei den Männern im Verumarm subtherapeutische Spiegel, in einem Fall kam es trotz Therapie zu einer Serokonversion nach HIV-Exposition. Wie Dr. Stefan Scholten, Köln, resümierte, sind mit einem Dreimonatsintervall offenbar keine ausreichenden Plasmaspiegel zu erzielen. Die folgenden Studien werden nun für ein Intervall von acht Wochen aufgesetzt.
Außerdem in Entwicklung: ein Rektalgel auf Basis von Tenofovir sowie die Kombination FTC/TAF. TAF steht für Tenofoviralafenamid. Die Substanz ist gezielt auf die Lymphozyten gerichtet. Man erhofft sich weniger Nebenwirkungen.
Literatur
Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage, 11.–13. März 2016
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* C Markowitz M et al, #106 ; CROI 2016.
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Oberhofer, E. Schutz vor HIV – aber nur bei guter Adhärenz!. MMW - Fortschritte der Medizin 158 (Suppl 2), 11 (2016). https://doi.org/10.1007/s15006-016-8316-8
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