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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, Kardiologische Praxis, München

Laut Lehrmeinung sind Gesamtmortalität und Sterblichkeit infolge kardiovaskulärer Ursachen unter Diabetikern erhöht. Für Typ-2-Diabetiker wurde das aber nie systematisch untersucht. Nun wurden Daten aus schwedischen Patientenregistern ausgewertet. Die 435.369 zwischen 1998 und 2011 registrierten Typ-2-Diabetiker wurden 2.117.483 alters-, geschlechts- und herkunftsgleichen Personen aus der Allgemeinbevölkerung gegenübergestellt. Dabei ergab sich, dass innerhalb von 4,7 Jahren 17,7% der Diabetiker und 14,5% der Kontrollpersonen starben. Die Raten für die kardiovaskuläre Mortalität betrugen 7,9% bzw. 6,1%.

Die Übersterblichkeit von Diabetikern, also die absolute Differenz, erreicht damit ein historisches Tief von ca. 20%. Die Autoren führen dies auf die Therapie mit Antidiabetika zurück, aber auch auf Lipidsenker und Antihypertensiva, die bei Diabetikern häufig aggressiver eingesetzt werden als bei Nichtdiabetikern.

Diese Gesamtwerte verdecken aber eine große Heterogenität. Diabetiker unter 55 Jahren hatten auch bei guter Stoffwechselkontrolle (HbA1c-Wert < 6,9%) ein um 92% erhöhtes Gesamtsterberisiko. Zeigten sie noch keine Anzeichen einer Nephropathie, war das Risiko immerhin noch um 60% erhöht. Ganz anders sah es bei den alten Diabetikern über 75 Jahren aus. Hier hatten gut eingestellte Diabetiker ein um 5% erniedrigtes Sterberisiko, Diabetiker ohne Nephropathie lagen sogar 14% unter den Kontrollpersonen.

Diese Ergebnisse rütteln an der verbreiteten Ansicht, die allen Diabetikern pauschal eine Übersterblichkeit zuschreibt. Dies ist eher bei jungen Patienten der Fall. Wer mit 75 noch lebt und gut eingestellt ist, trägt offenbar kein höheres Sterberisiko als die Gesamtbevölkerung.

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Gut eingestellte ältere Patienten können lange leben.

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