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Prof. Dr. med. M. Spraul Interdisziplinäres Diabetes-Fuß-Zentrum, Mathias-Spital, Rheine

_ Seit mehr als 20 Jahren wird die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) bei diabetischen Fußulzera eingesetzt. Die Patienten begeben sich dafür in eine Überdruckkammer und atmen reinen Sauerstoff. Der Nutzen ist umstritten.

Für eine doppelblinde, randomisierte Studie wurden Patienten mit Fußulzera der Wagner-Stadien 2 bis 4 rekrutiert. Zusätzlich zur Standardtherapie erhielten sie entweder 30 HBO-Sitzungen von 90 Minuten Dauer oder ebenso viele Placebo-Sitzungen in der gleichen Kammer mit normaler Luft und Normaldruck. Primäres Studienziel war die Indikation für eine Amputation nach 12 Wochen. Als sekundäres Studienziel wurde die Wundheilung beurteilt.

107 Patienten wurden randomisiert, 103 schlossen die Studie ab. Eine Amputation war am Ende bei 13 der 54 Teilnehmer im Placeboarm und bei 11 der 49 Patienten mit HBO angezeigt (Odds Ratio 0,91, 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,37–2,28, p = 0,846). Abgeheilt waren 12 Ulzera im Placeboarm und 10 mit der HBO-Therapie (Odds Ratio 0,90, KI: 0,35–2,31, p = 0,823). Auch sonst gab es keine statistischen Unterschiede.

Die Autoren diskutieren auch eine ältere Studie, in der ein Erfolg bei der Abheilung von diabetischen Ulzera beobachtet werden konnte [Löndahl M et al. Diabetes Care 2010;33:998–1003]. Diese hatte im Placeboarm hyperbare Raumluft verwendet, was die Durchblutung geschädigt haben könnte. Diesen Fehler wollten die Autoren nicht machen.

KOMMENTAR

Nun besteht wirklich kein Grund mehr, die HBO anzuwenden. Schon bisher sprach nur eine Studie mit akzeptablem Design dafür, nämlich die von den Autoren kritisierte Arbeit von Löndahl et al. – und auch sie zeigte nur eine Beschleunigung der Ulkusabheilung, aber keine Verringerung der Amputationen. Außerdem heilten in dieser Studie nur ausreichend durchblutete Ulzera mit HBO besser, während bei ischämischen Ulzera kein Effekt nachzuweisen war [Löndahl M et al. Diabetologia. 2011;54:65–68]. Bei Verwendung von HBO in der täglichen Praxis können sogar negative Folgen resultieren [Margolis DJ et al. Diabetes Care. 2013;36:1961–6].

Es gibt wesentlich kostengünstigere, belegt wirksame Therapien, z. B. den Total Contact Cast. Ein breiter Einsatz wird allerdings durch die fehlende Vergütung verhindert.