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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 74-jähriger Mann stellte sich wegen akuter Rückenschmerzen vor. Sein Blutdruck war trotz Hypertonie-Anamnese aktuell normal. Jahre zuvor war er wegen eines infrarenalen Bauchaortenaneurysmas operiert worden. Bei terminaler Niereninsuffizienz war er dialysepflichtig. Im CT von Thorax und Abdomen zeigte sich ein großes thorakales Aortenaneurysma in der Ausdehnung von 8,1 × 11,7 cm in der axialen Schnittführung, das zu Erosionen der Brustwirbelkörper 10 und 11 geführt hatte (Abb. A–C).

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Erosionen (rote Pfeile) der BWK 10 und 11 (blauer Pfeil) durch ein thorakales Aortenaneurysma (gelbe Pfeile); erkennbar sind feine, ringförmige Verkalkungen (weiße Pfeile).

© N Engl J Med. 2016;374:e10

Erosionen von Brustwirbelkörpern sind eine seltene Komplikation eines thorakalen Aortenaneurysmas. Häufiger sieht man sie bei einem Ersatz des Aortenbogens. Als pathogenetischen Mechanismus nimmt man eine Ernährungsstörung des Knochens bei wiederholter mechanischer Kompression und relativer Ischämie an. Differenzialdiagnostisch kommen retroperitoneale Raumforderungen bei Tumoren oder Infektionen in Betracht. Die erhaltenen Zwischenwirbelräume, wie sie bei diesem Patienten zu sehen sind, sprechen dagegen, dass es sich um eine Infektion handelt. Ebenfalls typisch für das thorakale Aortenaneurysma ist die feine, ringförmige Verkalkung (Abb. B, C).

Wegen des schlechten Allgemeinzustands wurde der Patient nicht operiert. Unter konservativer Therapie lebte er noch drei Jahre. Er starb nach einem kurzen Schmerzrezidiv.