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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

Ein 44-jähriger Mann mit langjähriger Anamnese eines Kokain-Abusus litt seit einem Jahr unter Kopfschmerzen und einem fortschreitenden Frontalhirnsyndrom. Bei der Untersuchung zeigten sich eine Ophthalmoparese, leichte rechtsseitige Pyramidenzeichen und ein Defekt in der Mittellinie des harten Gaumens (Abb. A). Im CT erkannte man ausgedehnte Destruktionen knöcherner und knorpeliger Strukturen der Nasenhöhle (Abb. B), in der Kernspintomografie ein Ödem des Frontallappens mit intensiver meningealer Kontrastverstärkung (Abb. C, T2-Gewichtung). Im Labor zeigten sich antineutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA) im Serum. Der Liquorbefund war unauffällig, und in Biopsien aus dem Gewebedefekt wuchsen weder Bakterien noch Pilze.

Histologisch zeigte sich eine chronische Entzündung, die sowohl mit einem Kokain-Missbrauch wie auch einer Granulomatose mit Polyangiitis vereinbar war. Es bestanden allerdings keine weiteren bronchopneumonischen Läsionen, die für letztere Diagnose gesprochen hätten. Aufgrund der langjährigen Kokain-Anamnese erschien ein nekrotisierender entzündlicher Prozess durch den Kokain-Missbrauch wesentlich wahrscheinlicher. Die positiven ANCA können auch bei Kokain-induzierten Läsionen auftreten und verursachen differenzialdiagnostische Probleme. Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr eingeschränkt und bestehen in einer Beendigung des Kokain-Abusus, einem Débridement des Defekts und ggf. der Behandlung einer bakteriellen Superinfektion. Immunsuppressiva spielen bei diesen Läsionen keine Rolle. Unter Drogenabstinenz schloss sich der Defekt am Gaumen langsam, es verblieb aber ein leichtes Frontalhirnsyndrom.

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A: Defekt in der Mittellinie des harten Gaumens. B: Destruktionen der Nasenhöhle im CT. C: Ödem des Frontallappens im MRT (T2-Gewichtung).

© N Engl J Med. 2016;374:969