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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

_ Die Zöliakie wird serologisch durch erhöhte Antikörper gegen Endomysium und/oder Transglutaminase 2 nachgewiesen. Im Zweifelsfall muss eine Dünndarmbiopsie genommen werden. Widersprüchlich wird hingegen die Frage gesehen, inwieweit man nach der Einstellung auf eine glutenfreie Diät Ernährungsdefizite und Schilddrüsenfunktion serologisch kontrollieren sollte.

In einer niederländischen Studie wurde daher der Einfluss einer solchen Diät bei Kindern mit Zöliakie untersucht. Zwischen 2009 und 2015 wurden insgesamt 182 Patienten rekrutiert. Bei allen wurden regelmäßig die Serumwerte von Hämoglobin, Ferritin, Folat, Vitamin B12, Kalzium, Vitamin D und TSH bestimmt, und zwar zum Zeitpunkt der Diagnose, nach 9–18 Monaten, nach 1,5–2,5 Jahren sowie nach 2,5–3,5 Jahren.

Zum Zeitpunkt der Diagnose hatten 28% der Kinder ein Eisendefizit und 9% eine Anämie. Der Serumspiegel von Folat war bei 14% erniedrigt, der von Vitamin B12 bei 1% und der von Vitamin D bei 27%. Bei keinem Patienten konnte eine Hypokalzämie oder eine Schilddrüsendysfunktion nachgewiesen werden.

Bei den Nachuntersuchungen über drei Jahre zeigte sich eine Verbesserung. Nur noch 8% der Kinder hatten einen Eisenmangel, 2% eine Eisenmangelanämie und 3% einen Folatmangel. Allerdings bestand noch bei 25% ein Vitamin-D-Defizit. Ein Vitamin B12-Mangel, eine Hypokalzämie oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung bestand bei keinem Patienten.

KOMMENTAR

Die Autoren plädieren für einen Verzicht auf die komplementären Serumuntersuchungen, um Kosten zu verringern und auch die psychische Belastung zu vermeiden. Die wieder einmal beobachtete Persistenz eines bestehenden Vitamin-D-Defizits sehen sie eher als Folge eines allgemeinen Mangels in der Normalbevölkerung. Eine generelle Vitamin-D-Langzeitsupplementierung befürworten sie aber dennoch. Serologische Verlaufsuntersuchungen empfehlen sie nur bei spezifischen Indikationen wie Wachstums- oder Gewichtsregression – oder bei einer auffälligen klinischen Symptomatik, etwa einer kontinuierlichen Müdigkeit.

Es bleibt zu hoffen, dass die Studie dazu beiträgt, die verschiedenen, leider kontroversen Leitlinien zahlreicher Gesellschaften und Kommissionen zu vereinheitlichen.