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Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

_ Auch wenn Umweltverschmutzung global weiter zunimmt, steigt in einigen westlichen Industrieländern seit Jahren die Luftqualiät. In einer kalifornischen Studie wurden insgesamt 2.120 Kinder standardisierten Lungenfunktionsuntersuchungen unterzogen. Die Kinder teilten sich auf drei Kohorten auf, die in den Jahren 1994–1998, 1997–2001 und 2007–2011 untersucht wurden. Zu Beginn jeder Periode waren die Probanden 11 Jahre alt.

Mittels linearer Regression wurde untersucht, ob das forcierte Expirationsvolumen in einer Sekunde (FEV1) und die forcierte Vitalkapazität (FVC) mit verschiedenen Messgrößen für die Umweltbelastung korrelierten, nämlich den Konzentrationen von NO2, Ozon sowie Feinstaub mit einer Partikelgröße von < 10 μm und < 2,5 μm. Die größeren Partikel dringen beim Menschen bis in die Nasenhöhle vor, die kleineren bis in die Bronchien und Alveolen.

Über die gesamten 13 Jahre ergab sich eine signifikante Zunahme von FEV1 und FVC, die mit der Abnahme des NO2-Gehalts in der Luft korrelierte (p < 0,001 für beide Lungenparameter). Gleiches galt für die größeren Luftpartikel (p < 0,001 für beide) wie auch für die kleineren (p < 0,001 für die FVC, p = 0,008 für die FEV1). Der Ozongehalt in der Luft hatte keinen Einfluss auf die Lungenfunktionsparameter.

Das Geschlecht der Kinder sowie das Vorliegen eines Asthma bronchiale hatten keinen Einfluss. Der Anteil der Kinder mit einer klinisch signifikanten Verminderung der FEV1 (< 80% des Sollwerts) nahm über die drei Kohorten hinweg von 7,9% auf 6,3% und 3,6% in Abhängigkeit vom Grad der Luftverschmutzung ab.

KOMMENTAR

Die Daten aus Südkalifornien sind sicher auf andere Staaten übertragbar, die in den letzten Jahren die Schadstoffbelastung ihrer Luft gesenkt haben. Sie belegen eindrucksvoll, welche Konsequenz die Luftverschmutzung auf die Entwicklung der kindlichen Lunge hat. Rechnet man diese während eines kurzen Lebensabschnitts erhobenen Daten auf die lebenslange Exposition hoch, wird gut deutlich, welchen Einfluss die Schadstoffbelastung auf die Gesundheit hat. Und dabei sind die verheerenden Folgen des Klimawandels noch gar nicht berücksichtigt.

Die Studie liefert einen Grund mehr, alle Anstrengungen zu unternehmen, durch die Verbesserung der Umweltqualität die Lebensqualität des Menschen zu verbessern.