figure 1

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl

Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

_ Alle in PubMed von 1974–2014 gelisteten Abstracts wurden auf die jährliche Häufigkeit von je 25 positiven, negativen und neutralen Wörtern hin untersucht.In der Zeitperiode 1974–1980 tauchte in 2% der Abstracts eines der untersuchten positiven Wörter auf. Diese Häufigkeit war im Jahr 2014 auf 17,5% gestiegen – eine relative Zunahme von 880%. Spitzenreiter waren „robust“, „novel“, „innovative“, und „unprecedented“, die um bis zu 15.000% zulegten.

Dieser Trend zeigte sich in allen Medien, wenngleich er in den Journalen mit hohem Impact-Faktor weniger stark ausgeprägt war. Englische Muttersprachler verwendeten die positiven Wörter signifikant seltener als Autoren aus nicht-englischsprachigen Ländern.

Negative Wörter nahmen dagegen im selben Zeitvergleich nur von 1,3% auf 3,2% zu, was immerhin einen relativen Anstieg von 257% bedeutete. Bei den neutralen Wörtern fand sich kein derartiger Trend, ebensowenig bei zufällig ausgewählten Wörtern. Auch eine Analyse von stichprobenartig ausgewählten Büchern aus den gleichen Zeitperioden fand keine mit den Zeitschriften vergleichbaren Auffälligkeiten.

KOMMENTAR

Die wahrscheinlichste Erklärung ist der wachsende Wettbewerb um Bedeutung und Publizität und letztlich um Fördermittel für die Wissenschaft. Die Mechanismen des „survival of the fittest“ zwingen akademische Forscher in die Rolle eines Verkäufers. Um die besten Köpfe in der Forschung zu halten, bräuchten wir eine neue akademische Kultur, in der Qualität vor Quantität geht und man auch mal ohne Strafe scheitern kann.