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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl

Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

_ Nierensteinkoliken betreffen über die gesamte Lebenszeit etwa 12% der Männer und 6% der Frauen. Steine > 5 mm Durchmesser erfordern häufig eine Intervention. Zur medikamentösen Therapie werden Alpha-Blocker empfohlen, insbesondere Tamsulosin. Die Studienlage dazu ist jedoch dürftig.

In einer randomisierten, doppelblind geführten und placebokontrollierten Multicenterstudie wurden erwachsene Patienten mit computertomografisch nachgewiesenen Uretersteinen über 28 Tage hinweg entweder mit 0,4 mg Tamsulosin oder Placebo behandelt. Primärer Studienendpunkt war der Anteil abgegangener Steine nach vier Wochen und die Zeit bis zum Steinabgang.

403 Patienten konnten eingeschlossen werden. 81,4% waren Männer, das me­diane Alter lag bei 46 Jahren. In der Verum­gruppe war die mediane Steingröße 4,0 mm, in der Placebogruppe 3,7 mm. Bei 316 Patienten konnte nach 28 Tagen ein CT angefertigt werden.

Unter Tamsulosin war bei 87,0% der Patienten das Konkrement abgegangen, in der Placebogruppe bei 81,9%. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. In der Untergruppe von Patienten mit 5–10 mm Steingröße gelang unter Tamsulosin ein Steinabgang bei 30 von 36 Patienten (83,3%), in der Placebo-Gruppe nur bei 20 von 41 Patienten (61%). Daraus ergibt sich eine Number Needed to Treat von 4,5.

Bei den urologischen Interventionen, der Zeit bis zum Steinabgang, beim Schmerzscore oder beim Bedarf an Analgetika waren keine signifikanten Unterschiede festzustellen.

KOMMENTAR

Mit der gut gemachten Studie an einer großen Anzahl von Patienten dürfte die Frage der Förderung des Uretersteinabgangs durch Tamsulosin endgültig beantwortet sein. Bei Steinen unter 5 mm bringt die Maßnahme keine Vorteile. Bei größeren Steinen kann man sie durchaus in Erwägung ziehen.