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Dr. rer. nat. C. Holzapfel Institut für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, München

_ In einer randomisierten klinischen Studie wurde untersucht, ob eine Supplementierung von Vitamin B12 neurologische und kognitive Funktionen bei älteren Menschen verbessert. Die 201 Probanden waren ≥ 75 Jahre alt und hatten einen moderaten Vitamin-B12-Mangel ohne Anämie (Vitamin-B12-Konzentration im Serum: 107–210 pmol/l, Hämoglobinkonzentration: ≥ 110 g/l für Frauen und ≥ 120 g/l für Männer). Eine zwölfmonatige Supplementierung mit täglich 1 mg Vitamin B12 führte im Vergleich zu Placebo zu keiner Verbesserung; untersucht wurden z. B. die Kognition per Test, das motorisch evozierte Potenzial und die Nervenleitung der unteren Extremitäten. Allerdings konnte im Serum ein Anstieg von Vitamin B12, Holotranscobalamin sowie eine Senkung des Homocysteinspiegels nachgewiesen werden.

Einschränkend führen die Autoren an, dass die Teilnehmer relativ gesund waren und die Interventionsphase womöglich zu kurz war.

KOMMENTAR

Das Diagnoseverfahren eines Vitamin-B 12 -Mangels ist sehr umstritten. Die Empfehlungen für Labordiagnostik und Grenzwerte sind nicht einheitlich, weshalb es schwierig ist, die einschlägigen Studien zu vergleichen. Zudem ist anzumerken, dass die in der Studie untersuchten Endpunkte wie das motorisch evozierte Potenzial oder die Nervenleitung nicht besonders sensitiv sind. Insgesamt lassen sich keine klinischen Empfehlungen hinsichtlich einer Vitamin-B 12 -Supplementierung zur Prävention des kognitiven Verfalls ableiten.

Festzuhalten bleibt allerdings, dass eine Vitamin-B 12 -Supplementierung nicht, wie in dieser Studie, von erniedrigten Serumspiegeln abhängig gemacht werden sollte. Vielmehr ist die Bestimmung von Holotranscobalamin angezeigt. Bei einem Hinweis auf einen Mangel sollten weitere Parameter wie Methylmalonsäure, Homocystein und Vitamin B 12 im Serum herangezogen werden.